Eigentlich führt die (griechisch)zypriotische Marine, eine etwas mehr als 500 Mann starke Kombination von Nationalgarde und Seepolizei, eher ein Schattendasein.
Ihr „Flaggschiff“, das Patrouillenboot SALAMIS, ist gerade einmal 32m lang (95 ts), und auch bei den anderen 12 Einheiten handelt es sich um kleine und kleinste Boote, deren Aufgaben sich auf das unmittelbare Küstenvorfeld beschränken.
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Stützpunkt nach der Explosion Bildquelle: meretmarine.com |
Eine katastrophale Explosion in ihrem Hauptstützpunkt Evangelos Florakis (an der Südküste Zyperns, zwischen Limassol und Larnaca) hat sie am 11. Juli nun in die internationalen Schlagzeilen gebracht. Mindestens 15 Menschen wurden getötet, weitere etwa 60 verletzt. Ein direkt neben dem Stützpunkt gelegenes Kraftwerk, das fast die Hälfte des Stromes für Südzypern produziert, fiel (auf unbestimmte Zeit) aus. Trümmerteile wurden 3 km weit geschleudert. In der Marinebasis selbst sowie in zwei benachbarten Orten wurden Gebäude schwer beschädigt. Im Stützpunkt liegende Schiffe und Boote blieben offenbar weitgehend heil.
98 Container waren gleichzeitig explodiert. In ihnen waren etwa 2.000 t Sprengstoff und Munition gelagert, die 2009 mit dem russischen Frachter MONCHEGORSK unter Umgehung eines UN Embargos von Iran nach Syrien transportiert werden sollten und vor Zypern abgefangen wurden.
Die Marine wollte die hochbrisante Ladung eigentlich nicht in ihrem Stützpunkt Evangelos Florakis haben, musste dann aber die Weisung des Präsidenten hinnehmen, die Container dort „einige Wochen“ zu lagern — bis zu einer Entscheidung der Vereinten Nationen, die dann allerdings bis heute ausblieb.
Schon in den letzten Monaten hatte es immer wieder Warnungen gegeben. Die ja nur als Übergangslösung gedachten Container waren für eine längere Lagerung von Sprengstoff und Munition völlig ungeeignet. Einige waren inzwischen durchgerostet, andere blähten sich in der für Südzypern üblichen Sommerhitze ballonartig auf. Mehrfach stand die offenkundige Gefahrensituation bei Regierung und militärischer Führung auf der Agenda; gefasste Beschlüsse und Empfehlungen wurden allerdings nie umgesetzt. Einzige Sicherheitsmaßnahme war offenbar die Anweisung an zwei Soldaten, die Container zur Kühlung mit Wasser zu besprühen.
Auslöser der nunmehrigen Katastrophe war offenbar ein Buschfeuer – im Sommer im Süden Zyperns durchaus nicht ungewöhnlich. Feuerwehren und einige Soldaten waren mit Löscharbeiten beschäftigt, als unmittelbar neben ihnen sämtliche Container explodierten. Unter den Toten sind neben Feuerwehrleuten und Soldaten auch Marinebefehlshaber KptzS Andreas Ioannides und der Stützpunktkommandeur, die sich wohl vor Ort über die Lage bei der Bekämpfung des Buschfeuers informieren wollten. Mit Blick auf die ignorierten mehrfachen Warnungen traten der Verteidigungsminister und der Befehlshaber der zypriotischen Streitkräfte noch am Tag des Unglücks von ihren Ämtern zurück. Inzwischen sind „eingehende Untersuchungen“ angekündigt, die für noch weitere hohe zypriotische Politiker und Offiziere ein Ende ihrer Karriere bedeuten dürften.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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