Mit einer internationalen Pressekonferenz in Pearl Harbor, Hawaii, hat am 29. Juni das weltweit größte multinationale Marinemanöver dieses Jahres im Pazifik begonnen.
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Schon zum 23. Mal hat der Befehlshaber der US Pazifikflotte zur alle zwei Jahre stattfindenden Übung „Rim of the Pacific“ – kurz „RIMPAC“ – eingeladen. 22 Marinen aus ganz Asien, Südamerika und Nordamerika, aber auch aus Europa sind in diesem Jahr der Einladung gefolgt und nach Hawaii angereist. Die offizielle Teilnehmerliste nennt Australien, Chile, Frankreich, Großbritannien, Indien, Indonesien, Japan, Kanada, Kolumbien, Malaysia, Mexiko, Neuseeland, Niederlande, Norwegen, Peru, Philippinen, Russland, Singapur, Südkorea, Thailand, Tonga, sowie natürlich Gastgeber USA.
Das Gros der Teilnehmer stellt natürlich die US Navy, die u.a. ihre Carrier Strike Group um den Flugzeugträger NIMITZ sowie eine Amphibious Ready Group mit dem amphibischen Träger ESSEX in die Übung einbringt. Australien ist langjähriger Gast in Hawaii und auch diesmal mit zwei Fregatten und einem U‑Boot vertreten. Mehr noch: erstmals in der Geschichte von „RIMPAC“ führt die australische Marine die „Maritime Component“ und ist für Planung und Ausführung der maritimen Aspekte der Übung zuständig. Die strategischen asiatischen Verbündeten der USA, Japan und Südkorea, sind natürlich ebenso mit dabei wie der nördliche Nachbar Kanada, der neben zwei Kampfschiffen erstmals auch eines seiner U‑Boote der VICTORIA-Klasse in eine internationale Übung einbringt.
Indien hat zwar nur Personal entsandt, macht aber auch schon damit deutlich, dass es über seine unmittelbare Heimatregion hinaus auch im Pazifik zunehmende strategische Interessen (gegenüber China) hat. Erstmals überhaupt nimmt auch die russische Marine an „RIMPAC“ an. Aus Wladiwostok haben ein Zerstörer der UDALOY-Klasse, ein Flottenversorger und ein Hochseebergeschlepper nach Pearl Harbor verlegt. Andere Marinen sind meist mit Einzelschiffen, Flugzeugen oder auch nur Personal vertreten, was der Bedeutung ihrer Teilnahme allerdings keinen Abbruch tut. Sie bringen die Teilnehmerliste auf immerhin 42 Überwassereinheiten, sechs U‑Boote, mehr als 200 Flugzeuge und etwa 25.000 Soldaten.
RIMPACV Teilnehmer treffen sich in Pearl Harbor (Foto: US Navy) |
Nicht nur Anzahl und Bandbreite der Teilnehmer machen „RIMPAC“ zu einem ganz besonderen Manöver. Mit insgesamt gut fünf Wochen (bis zum 3. August) ist die Übung sicher auch das weltweit längste Seemanöver. Natürlich spielt sich nicht alles in See ab. Am Anfang steht zunächst einmal eine Hafenphase. In Pearl Harbor standen Planung der späteren Übungen in See, Seminare und Kennen lernen bei sportlichen und sozialen Veranstaltungen sowie gegenseitigen Besuchen an Bord der Schiffe im Mittelpunkt. Natürlich feierte man am 4. Juli auch gemeinsam den US Independence Day.
Erst nach gut zwei Wochen, am 11. Juli, beginnt dann in den Gewässern um Hawaii die operative Phase von „RIMPAC 2012“. Dabei werden zunächst vorbereitete Übungsabschnitte (so genannte Serials) nacheinander absolviert. Sie decken die gesamte Bandbreite moderner Seekriegführung ab: von U‑Jagd, Überwasserseekrieg, Flugabwehr und Luftraumverteidigung, Minenabwehr und Beseitigung von Explosivstoffen, Maritime Interdiction und Maritime Security Operations (Boarding) bis hin zu Nothilfe in See (SAR), Bergungsübungen (Taucher) und schließlich amphibischen Vorübungen. Jede teilnehmende Marine soll hier ihre ganz speziellen Fähigkeiten einbringen und in einem multinationalen Umfeld erweitern; man will sich nicht nur stolz präsentieren, sondern vor allem auch voneinander lernen. Bei gemeinsamen Artillerie- und FK-Schießabschnitten „opfert“ die US Navy erneut auch wieder einige ausgemusterte Schiffe als realistische Ziele. Diesmal sollen die (zuvor natürlich umweltgerecht vorbereiteten) Versorger KILAUEA, NIAGARA FALLS und CONCORD auf den Grund des Pazifiks geschickt werden.
In einer abschließenden mehrtägigen Phase stellen sich alle Teilnehmer dann einem sich entwickelnden komplexen taktischen Szenario, in dem sie unter realitätsnah simulierten Kriegsbedingungen operieren. Diese Phase endet mit der Rückkehr nach Pearl Harbor, wo „RIMPAC 2012“ dann nach einer ausgiebigen „Post Exercise Discussion“ am 3. August seinen Abschluss findet.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
Alle Informationen entstammen frei zugänglichen Quellen.