Im Arabischen Meer und vor der somalischen Küste sind zur Zeit mehrere Piratengruppen auf Kaperfahrt, aber auch in dieser Woche war ihnen kein „Glück“ beschert. Zum einen werden sie im nördlichen Somaliabecken und im Arabischen Meer durch schlechtes Wetter behindert; zum anderen aber zeigen zunehmend effektive Aufklärung durch internationale See- und Seeluftstreitkräfte mit nachfolgender gezielter Warnung der Handelsschifffahrt sowie verbesserte Abwehrmaßnahmen (Einschiffung bewaffneter Sicherheitsteams) deutlich Wirkung.
So gab es in der abgelaufenen Woche nur ein einziges berichtenswertes Vorkommen. Am 10. Dezember fing die US-Fregatte DE WERT (NATO) eine zuvor von einem Aufklärungsflugzeug gemeldete, verdächtige Dhau ab. Schweres Wetter ließ ein Boarding zur Durchsuchung nicht zu, aber die Fregatte wich der Dhau nun nicht mehr von der Seite und warnte sämtliche in der Nähe befindlichen zivilen Schiffe, Abstand zu halten. Ohne jede Aussicht auf Beute gaben die mutmaßlichen Piraten schließlich entnervt auf und steuerten die Dhau zurück zu ihrem Lager an der somalischen Küste. Von dort dürften sie sich allerdings schon bald wieder auf neue Kaperfahrt machen.
US-Fregatte DE WERT (Foto: US Navy) |
Die Europäische Union hat am 12. Dezember in neues Konzept zu einer „Common Security and Defence Policy” gebilligt, das die “Fähigkeiten und Möglichkeiten regionaler Staaten (am Horn von Afrika) zur effektiven Kontrolle ihrer Territorialgewässer und zur Bekämpfung der Piraterie” stärken soll. Zum einen sollen regionale Marinen besser zu Hochseeoperationen befähigt werden; zum anderen sollen in Somalia selbst eine Küstenpolizei ausgebildet sowie örtliche Richter (Gerichte) ausgebildet und geschützt werden. Von einer materiellen Ausrüstung der somalischen „Küstenpolizei“ ist allerdings keine Rede. Zahlreiche Männer haben bereits Lehrgänge durchlaufen, aber sie verfügen über keine Boote, nun auch tatsächlich die Aufgaben einer kleinen Küstenwache wahrzunehmen. Grund dafür dürfte vor allem die (durchaus berechtigte) Befürchtung der europäischen Staaten sein, gelieferte Waffen und andere militärische Ausrüstung könnten in einem Sumpf von Korruption verschwinden und letztendlich sogar bei den islamistischen Milizen landen. Andererseits liegen aber auch die Hauptbasen der Piraten weit von der durch die offizielle Regierung Somalias (Zentralsomalia) kontrollierten Region entfernt – in den teil-autonomen Republiken Puntland und Somaliland. Die Ausstattung der zentral-somalischen „Küstenpolizei“ mit Booten könnte so kaum zur effektiven Bekämpfung der regionalen Piraterie beitragen.
MQ‑p Reaper (Foto: US Air Force) |
Aktuelle Entwicklungen bei Einsatzkräften
Eine von der US Air Force betriebene Aufklärungsdrohne MQ‑9 Reaper ist am 13. Dezember auf dem Seychelles International Airport abgestürzt. Das Luftfahrzeug war gerade zu einem Aufklärungsflug in Richtung Somaliabecken gestartet, als es Probleme mit dem Triebwerk gab. Der Versuch einer Rückkehr zum Flugplatz scheiterte; die Drohne stürzte kurz vor Erreichen der Landebahn ab und ging in Flammen auf. MQ‑9 Reaper werden seit einigen Monaten abgestützt auf die Seychellen zur Aufklärung möglicher Piraten im Somaliabecken und bis ins Arabische Meer hinein von der US Air Force eingesetzt. Sie haben bei einer Flugausdauer von etwa 30 Stunden einen Einsatzradius von mehr als 3.000 km. Die von einer entfernten Bodenstation (ggf. sogar aus den USA) ferngelenkten Drohnen basieren auf der namentlich sicher bekannteren Predator, sind aber deutlich größer als diese und werden u.a. in Afghanistan zur Luftnahunterstützung von Bodentruppen eingesetzt. Dazu können sie an insgesamt sechs Unterflügelstationen auch Luft-Boden-Raketen und Präzisionsbomben mitführen. Im Anti-Piraterie Einsatz sind die Reaper allerdings (bisher) unbewaffnet; ihre Ausrüstung beschränkt sich auf Sensoren im optischen und Infrarotbereich sowie ein hoch auflösendes Radar.
Am 10. Dezember hat sich der französische Zerstörer LA MOTTE PICQUET (GEORGES LEYGUES-Klasse) der EU NavFor in Operation „Atalanta“ angeschlossen.
LA MOTTE PICQUET (Foto: Bernard Prezelin / Flottes de Combat) |
Am 15. Dezember ist der italienische Zerstörer ANDREA DORIA in seinen Heimathafen Tarent zurück gekehrt. Das Schiff war in den letzten Monaten als Flaggschiff des ständigen NATO-Einsatzverbandes SNMG‑1 im Rahmen der NATO-Operation „Ocean Shield“ vor Somalia eingesetzt. Die SNMG‑1 wurde kürzlich von der SNMG‑2 abgelöst. Ebenfalls am 15. Dezember traf auch der niederländische Versorger ZUIDERKRUIS wieder in seinem Heimathafen Den Helder ein. Für das 36-jährige Schiff war die Unterstützung der EU NavFor in Operation „Atalanta“ letzter operativer Einsatz; auf die ZUIDERKRUIS wartet jetzt die Außerdienststellung.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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