Update Piraterie — Beginn der „Piratensaison“

Am 26. August gaben soma­lis­che Pirat­en — wahrschein­lich nach Erhalt eines Lösegeldes — den griechis­chen Tanker POLAR wieder frei. Das 72.000 dwt große Schiff war am 30. Okto­ber im Ara­bis­chen Meer ent­führt und seit­dem als Mut­ter­schiff für weit­ere Kaper­fahrten genutzt wor­den. Ein Besatzungsmit­glied war während dieser Zeit gestor­ben.

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FAIRCHEM BOGEY
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Die am 20. August gemeldete Kape­rung des auf Reede von Salalah (Oman) ankern­den Tankers FAIRCHEM BOGEY hat sich lei­der bestätigt. Das in Bal­last fahrende 52.000 dwt Schiff (Besatzung 21 Inder) liegt inzwis­chen vor der soma­lis­chen Küste bei Gara­cad; die Pirat­en fordern ein Lösegeld von 10 Mio. US-Dol­lar. Pikan­ter­weise hat­te die FAIRCHEM BOGEY bis kurz vor ihrer Ent­führung noch ein bewaffnetes Sicher­heit­steam an Bord. Dieses war nach sicher­er Pas­sage des Golfs von Aden und im Bewusst­sein, die Gefahr über­standen zu haben, unmit­tel­bar vor der Kape­rung in Salalah wieder von Bord gegeben worden. 

Am 22. August ver­sucht­en Pirat­en vor Salalah noch ein weit­eres Schiff zu ent­führen. Der Chemikalien­tanker AL BALAD lag allerd­ings nicht vor Anker, als er von Pirat­en in einem Skiff ange­grif­f­en und beschossen wurde. Nach Notrufen und hefti­gen Auswe­ich­manövern ihres Opfers gaben die Pirat­en auf. Sie sollen auf ein nah­es Mut­ter­schiff zurück gekehrt sein. Zu nach­fol­gen­den Maß­nah­men der oman­is­chen Küstenwache oder anderer 

Noch eine weit­ere ver­suchte Kape­rung wird aus dem Golf von Aden gemeldet. Südlich von Mukhal­la (Jemen) grif­f­en am 23. August fünf Pirat­en in einem Skiff das Con­tain­er­schiff MSC NAMIBIA II an, beschossen es mit Fanz­er­faust­granat­en. Auch hier set­zte der Kapitän einen Notruf ab und leit­ete dann mit Höch­st­fahrt Auswe­ich­manöver ein. Nach 20 Minuten — bevor dem Opfer möglicher­weise ein Kriegss­chiff zu Hil­fe kom­men kön­nte — gaben die Pirat­en auf und set­zten sich ab. 

Am 22. August wollen die jemeni­tis­che Marine und Küstenwache schließlich im west­lichen Ein­gang zum Golf von Aden noch einen Über­fall auf einen kleinen jemeni­tis­chen Küs­ten­tanker vere­it­elt haben. Das Schiff sei anschließend sich­er nach Aden geleit­et wor­den. Detailangaben zu diesem Vor­fall gibt es nicht. 

Der saisonale Mon­sun lässt nur allmäh­lich nach. Auch in der kom­menden Woche wer­den die Wet­terbe­din­gun­gen Pirat­en mit kleinen Skiffs nur in Teilen des Golfs von Aden und der Straße von Mosam­bik Über­fälle erlauben. In den offe­nen Seege­bi­eten des Ara­bis­chen Meeres und des Soma­li­abeck­ens herrschen bei Wind­stärke 6–7 nach wie vor Wellen­höhen um drei Meter. Mete­o­rolo­gen erwarten in der ersten Sep­tem­ber­hälfte aber eine deut­liche Wetterberuhigung. 

Pri­vate Sicher­heits­fir­men in Por­tu­gal sind zunehmend bemüht, die Nach­frage von Reed­ereien nach bewaffneten Sicher­heit­steams durch Rekru­tierung ehe­ma­liger Sol­dat­en aus Eli­teein­heit­en der por­tugiesis­chen Stre­itkräfte zu deck­en. Auch aktive Sol­dat­en sollen ange­sprochen wor­den sein. 

Ein US-Gericht hat zwei soma­lis­che Pirat­en zu lebenslan­gen Haft­strafen verurteilt. Sie waren an der Ent­führung der US Yacht QUEST im Feb­ru­ar dieses Jahres beteiligt gewe­sen und bei „Ver­hand­lun­gen“ an Bord des US Zer­stör­ers STERRETT fest­ge­set­zt wor­den. Die vier als Geiseln genomme­nen US Segler waren später von anderen Pirat­en getötet worden. 

Aktuelle Entwick­lun­gen bei Ein­satzkräften

Kurz vor dem all­ge­mein nach Abflauen des saisonalen Mon­suns erwarteten Beginn der „Piraten­sai­son“ kon­so­li­dieren die am Horn von Afri­ka einge­set­zten Mari­nen ihre Kräfte. Die thailändis­che Ein­satz­gruppe mit der Fre­gat­te NARATHIWAT und dem Ver­sorg­er SIMILAN ist seit dem 19. August bei der multi­na­tionalen CTF-151 im Ein­satz. Auch die zwei japanis­chen Zer­stör­er INAZUMA und SAZANAMI sind mit­tler­weile im Golf von Aden eingetrof­fen; sie lösen zwei andere japanis­che Kampf­schiffe ab. Aus Sin­ga­pur ist am 22. August das Dock­lan­dungss­chiff ENDEAVOUR aus­ge­laufen. Es soll sich der CTF-151 anschließen. 

Marineforum - Singapursche ENDEAVOUR (Foto: RSN)
Sin­ga­pursche ENDEAVOUR
Bildquelle: RSN

Die rus­sis­che Paz­i­fik­flotte set­zt in den kom­menden Tagen ihren Zer­stör­er ADMIRAL PANTELEYEV in Marsch. Das Schiff der UDALOY-Klasse soll (wie üblich ver­mut­lich von einem Ver­sorg­er und einem Bergeschlep­per begleit­et) Schwest­er­schiff SEVEROMORSK der Nord­flotte bei der Kon­voisicherung im Golf von Aden ablösen. Die Türkei ver­legt offen­bar eine weit­ere Fre­gat­te in die Region. Sie soll einen Frachter mit Hil­f­s­liefer­un­gen (Hunger­hil­fe) für Soma­lia nach Mogadis­chu geleit­en und sich danach Anti-Pira­terie Oper­a­tio­nen anschließen. 

In Por­tu­gal hat sich die Fre­gat­te FRANCISCO DE ALMEIDA auf den Weg gemacht. Das frühere nieder­ländis­che Schiff der KAREL DOOR­MAN-Klasse soll vom 1. Sep­tem­ber bis zum 30. Okto­ber den einge­set­zten NATO-Ver­band in Oper­a­tion „Ocean Shield“ ver­stärken. Die EU Nav­For erhält weit­ere Ver­stärkung aus Spanien und den Nieder­lan­den. Am 20. August ist im spanis­chen Rota das Dock­lan­dungss­chiff GALICIA aus­ge­laufen. Zwei Tage später ver­ließ der nieder­ländis­che Ver­sorg­er ZUIDERKRUIS seinen Heimath­afen Den Helder. Der mehrmonatige Ein­satz im Rah­men der EU Oper­a­tion „Ata­lan­ta“ wird let­zte Fahrt des 36-jähri­gen Schiffes; es soll nach sein­er Rück­kehr außer Dienst gestellt werden. 

Ihren Ein­satz bei der EU Nav­For been­det hat die deutsche Fre­gat­te NIEDERSACHSEN. Das Schiff kehrte am 20. August in den Heimath­afen Wil­helmshaven zurück. 

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