Am 7. April haben somalische Piraten den vor zwei Monaten gekaperten griechischen Supertanker IRENE SL frei gelassen. Die Besatzung (25 Mann) sei wohlauf. Zu Lösegeld machte die Reederei keine Angaben; man kann aber wohl davon ausgehen, dass für das mit 270.000 t Rohöl beladene riesige Schiff eine größere Summe gezahlt wurde.
SUSAN K Bildquelle: EU NavFor |
Nur einen Tag später waren Piraten im Arabischen Meer erneut „erfolgreich“. Etwa 200 sm nordöstlich von Salalah (Oman) kaperten sie den deutschen Frachter SUSAN K (Flagge Antigua & Barbuda; Besatzung 10 Ukrainer und Filipinos). Das mit seinem niedrigem Freibord für Überfälle besonders anfällige Schiff war auf dem Weg von Mumbai (Indien) nach Port Sudan, hatte sich auch beim Maritime Security Center für eine sichere Passage des Golfs von Aden angemeldet, befand sich aber noch außerhalb der von Seestreitkräften patrouillierten Gebiete als die Piraten zuschlugen.
Bei einer ganzen Reihe weiterer gemeldeter Überfälle scheiterten die Verbrecher dann aber. Fast erfolgreich waren sie am 1. April, als sie im Arabischen Meer den Frachter ARRILAH (Vereinigte Arabische Emirate — VAE) enterten. Die Besatzung konnte sich in einer Zitadelle verbarrikadieren und von dort das Schiff steuern und um Hilfe funken. Mehrere Stunden lang versuchten die Piraten vergeblich, das Schott aufzubrechen, beschossen es mit Handwaffen, versuchten auch die Besatzung auszuräuchern (was dank ausreichend vorhandener Atemschutzgeräte misslang). Dann waren Special Forces der US Navy und der VAE zur Stelle und befreiten Schiff und Besatzung. Alle Piraten wurden festgenommen.
INFANTA ELENA stellt Wahler Bildquelle: EU NavFor |
Noch zwei weitere Überfälle endeten für die Piraten (zumindest vorübergehend) in Handschellen. Nach Meldungen über einen fehlgeschlagenen Angriff auf einen Frachter im Somaliabecken, 90 sm südöstlich von Mombasa (Kenia), konnte die in das Gebiet verlegte spanische Fregatte INFANTA ELENA (EU NavFor) am 3. April das vermutliche Mutterboot der Piraten (ein so genannter Whaler) stellen. Größere Mengen Kraftstoff und Piratenausrüstung wurden sichergestellt, das Boot versenkt und die an Bord befindlichen zwei Piraten festgenommen. Da ihnen eine Straftat nicht nachzuweisen war, wurden sie an der somalischen Küste abgesetzt. Die zwei wahrscheinlich zum Whaler gehörenden Angriffs-Skiffs wurden nicht entdeckt; die Piraten dürften inzwischen gemerkt haben, dass ihre „Tankstelle geschlossen wurde“ und versuchen, sich zur somalischen Küste durchzuschlagen.
Am 6. April entdeckte der finnische Minenleger POHJANMAA (EU NavFor) im Arabischen Meer etwa 250 sm südöstlich von Salalah (Oman) eine Dhau mit zwei Skiffs im Schlepp. Die mutmaßliche Piratengruppe hatte vermutlich am Vortag vergeblich versucht, einen Frachter zu kapern. Die Dhau wurde mit Warnschüssen gestoppt. Obwohl die Insassen sofort begannen, Gegenstände über Bord zu werfen, konnte noch eine beträchtliche Menge „Piratenausrüstung“ sichergestellt werden. Insgesamt 18 mutmaßliche Piraten wurden auf der POHJANMAA vorübergehend in Gewahrsam genommen; bei „wackeliger“ Beweislage werden sie allerdings wahrscheinlich schon bald wieder frei kommen.
Noch drei weitere Piratengruppen wurden von Kriegsschiffen aus dem Verkehr gezogen. Am 2. April entdeckte die niederländische Fregatte TROMP (NATO) vor der somalischen Küste eine gekaperte und seitdem als Mutterschiff genutzte Dhau, die gerade ein bekanntes Piratenlager ansteuerte.
Kurz nach dem Feuergefecht vor der somalischen Küste Bildquelle: NATO |
Bei Annäherung eröffneten die Piraten das Feuer auf die Niederländer; nach kurzem Gefecht versuchten zehn Piraten, sich mit einem Skiff an die Küste zu flüchten, wurden aber gestellt und festgenommen. Fünf von ihnen waren verwundet und wurden an Bord der Fregatte medizinisch versorgt. Auf der Dhau fanden sich später noch zwei tote Piraten. Die als Geiseln gehaltene eigentliche Besatzung überstand das Gefecht unversehrt.
Ebenfalls am 2. April stieß die spanische Fregatte CANARIAS (EU NavFor) im Somaliabecken 150 sm östlich von Garacad (Somalia) auf eine weitere Dhau; auch dieses iranische Fischereifahrzeug war fünf Monate zuvor gekapert und seitdem als Mutterschiff genutzt worden. Hier leisteten die sieben Piraten keinerlei Widerstand und wurden an Bord der CANARIAS in Gewahrsam genommen. Die iranische Dhau und ihre Besatzung wurde mit Kraftstoff, Wasser und Lebensmitteln versorgt und in Richtung Heimat entlassen.
Am 5. April entdeckte ein japanisches Aufklärungsflugzeug im Golf von Aden zwei mutmaßliche Piraten-Skiffs. Ein Boardingteam der herangeführten türkischen Fregatte GIRESUN (NATO) konnte Waffen und Piratenausrüstung sicherstellen. Mangels Beweis für ein bereits begangenes Verbrechen durften sich die mutmaßlichen Piraten anschließend mit ihren Booten auf den Rückweg zur 70 sm entfernten somalischen Küste machen – um sich dort schnell wieder auszurüsten und zu einer neuen Kaperfahrt aufzubrechen.
Noch zwei weitere versuchte Überfälle wurden in der abgelaufenen Woche gemeldet. Am 4. April berichteten staatliche iranische Medien, die iranische Marine habe im Golf von Aden einen Angriff auf einen iranischen Supertanker vereitelt. Dies seit bereits die vierte erfolgreiche Aktion in den letzten zwei Wochen gewesen. Details (Schicksal der Piraten?) wurden wie üblich nicht genannt. Am 5. April scheiterten Piraten im Arabischen Meer, 380 sm nordöstlich von Socotra, mit einem Angriff auf den Frachter PACIFIC OPAL. Sie brachen den Enterversuch ab, als ein eingeschifftes Sicherheitsteam Warnschüsse abgab.
In den USA hat ein Gericht am 7. April einen somalischen Piraten zu einer 25-jährigen Haftstrafe verurteilt. Der Mann gehörte zu einer Gruppe von Piraten, die im April 2010 bei einem (versehentlichen) Angriff auf das Docklandungsschiff ASHLAND der US Navy festgenommen worden waren. Unterstützt von Russland will Indien im UN Sicherheitsrat einen Resolutionsentwurf einbringen, der die Weichen für die Einrichtung eines internationalen Piratengerichts stellen soll.
Aktuelle Entwicklungen bei Einsatzkräften
Der südkoreanische Zerstörer CHUNGMUGONG YI SUN-SHIN hat sich am 5. April auf den Weg in den Golf von Aden gemacht. Anfang Mai soll der KDX-II-Zerstörer sein Schwesterschiff CHOI YOUNG im Anti-Piraterieeinsatz ablösen. Südkoreanische Kriegsschiffe operieren (zumindest zeitweise) im Verbund mit der multinationalen CTF-151.
BOXER Bildquelle: US Navy |
Der amphibische Träger BOXER der US Navy hat sich vorübergehend der multinationalen CTF-151 angeschlossen. Das Schiff führt mit weiteren amphibischen Einheiten seiner Amphibious Ready Group einen siebenmonatigen Routineeinsatz in der Golfregion durch.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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