Türkei/Syrien — Wrack des abgeschossenen türkischen Kampfflugzeuges entdeckt

Ein­heit­en der türkischen Marine und ein ziviles Forschungss­chiff haben vor der syrischen Küste das Wrack des am 22. Juni abgeschosse­nen türkischen Kampf­flugzeuges ent­deckt.

Marineforum -
Wrack­teil am Meeres­bo­den (Foto: türk. Generalstab) 
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Die Suche nach der F‑4 Phan­tom hat­te — zunächst noch als Search & Res­cue Oper­a­tion — bere­its unmit­tel­bar nach dem Vor­fall begonnen. Vom 22. bis 26. Juni waren in einem 70 x 23 sm großen Suchge­bi­et am Rande der syrischen Hoheits­gewäss­er vor Latakia drei Ein­heit­en der türkischen Marine (darunter eine Fre­gat­te), zwei Küstenwach­boote, ein Seefer­naufk­lär­er und mehrere Hub­schrauber im Ein­satz. Sie kon­nten etwa 30 Trüm­merteile von der Ober­fläche bergen, fan­den aber von den Piloten des abgeschosse­nen Flugzeuges keine Spur. 

Am 26. Juni traf dann das hydro­graphis­che Forschungss­chiff CESME der türkischen Marine vor Ort ein. Die frühere SILAS BENT der US Navy war 1999 über­nom­men wor­den. Das Schiff ist heute zwar schon fast 50 Jahre alt, aber in sein­er Aus­rüs­tung sehr mod­ern. Tat­säch­lich kon­nte die bis zum 2. Juli vor Latakia einge­set­zte CESME mit ihren Seit­en­sicht­sonars auf dem Meeres­grund in ein­er Tiefe von mehr als 1.200m acht größere Wrack­teile orten. 

Damit waren die Möglichkeit­en der CESME allerd­ings erschöpft. Am 3. Juli wurde das in Bodrum (Türkei) sta­tion­ierte zivile Forschungss­chiff NAUTILUS unter Ver­trag genom­men. Das Tief­seeforschungss­chiff gehört der zivilen Ocean Explo­ration Trust, deren Direk­tor der Titan­ic-Ent­deck­er Robert Bal­lard ist. Auf der Basis der von der CESME gesam­melten Dat­en kon­nten Spezial-Tief­seefahrzeuge der NAUTILUS das Wrack ver­i­fizieren, eine ganze Rei­he Fotos machen und u.a. auch die ver­mis­sten Piloten lokalisieren. Neben der NAUTILUS kam dann das Bergeschiff INEBOLU der türkischen Marine zum Ein­satz. Der 2008 über­nommene frühere Bergeschlep­per POWHATAN der US Navy kann bis zu ein­er Tiefe von 3.000m Gegen­stände vom Meeres­bo­den bergen. Am 4. Juli begann die INEBOLU mit Unter­stützung durch die NAUTILUS mit der Bergung der Wrack­teile der F‑4 Phan­tom. Am 5. Juli meldete der türkische Gen­er­al­stab, auch die bei­den Piloten seien geborgen. 

Angesichts der nur von türkischen Schif­f­en durchge­führten Oper­a­tion liegt die Absturzstelle offen­bar außer­halb syrisch­er Ter­ri­to­ri­al­gewäss­er, was von der Türkei nach wie vor Basis für die Behaup­tung ist, das Flugzeug sei in inter­na­tionalem Luftraum abgeschossen wor­den. Die Absturzstelle muss allerd­ings nicht zwin­gend auch der Ort des Beschuss­es sein. Man darf sich­er davon aus­ge­hen, dass die Piloten ihre von der Flu­gab­wehrstel­lung an der syrischen Küste beschossene Phan­tom nach Tre­f­fern sofort in Rich­tung See abdreht­en und noch zu ret­ten ver­sucht­en, und in nur ein­er Minute legt ein Jagdflugzeug immer­hin schon gut acht Seemeilen zurück. Bish­er spricht noch alles dafür, dass die türkische F‑4 von Rohrwaf­fen mit nur weni­gen Kilo­me­tern Reich­weite direkt vor der syrischen Küste und nicht in inter­na­tionalem Luftraum über dem Mit­telmeer von einem Flu­gab­wehr-FK größer­er Reich­weite getrof­fen wurde. 

Die Unter­suchung der gebor­ge­nen Wrack­teile dürfte hier Klarheit schaf­fen. Sollte die Phan­tom tat­säch­lich – wie von der Türkei behauptet – von einem Flugkör­p­er abgeschossen wor­den sein, dürfte das die Span­nun­gen mit Syrien erhe­blich ver­schär­fen und auch die bish­er eher vor­sichtige Hal­tung der NATO beeinflussen. 

In Koop­er­a­tion mit “Marine­Fo­rum — Zeitschrift für mar­itime Fra­gen

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