Das späte Frühjahr und der Frühsommer sind weltweit traditionell “Hochsaison” für Übungen von Seestreitkräften, und das gilt auch für die Seegebiete rund um das Nordkap.
Dort hat am 11. Mai im russischen Nordflottenstützpunkt Severomorsk die diesjährige bilaterale Übung „Pomor-2010“ der russischen und norwegischen Marine begonnen. Der aus dem Russischen entlehnte Übungsname „Pomor“ bezieht sich auf die zwischen 1740 und 1917 bestehenden engen Handelsbeziehungen der in Nordwestrussland lebenden Pomoren mit den Küstenbewohnern Nord-Norwegens. Schon 1994 hatten beide Marinen in der Barentssee und nördlichen Norwegensee eine erste gemeinsame, inhaltlich noch sehr rudimentäre Übung durchgeführt — eigentlich war man nur gemeinsam von Tromsoe nach Kirkenes gefahren. Danach war dann zunächst einmal wieder Pause, aber im letzten Jahr traf man sich dann zu „Pomor 2010“, dass jetzt eine Neuauflage erfährt. Mit den künftig möglichst in jedem Jahr durchzuführenden Übungen der Pomor-Serie wollen russische und norwegische Marine „operative Kompatibilität in der ökologisch sensiblen arktischen Region” herstellen.
Bei solcher Zielsetzung sind die Übungsinhalte natürlich deutlich komplexer als beim ersten eher noch symbolischen Treffen in 1994. Auf der Agenda stehen U‑Jagd- und Luftraumüberwachungs-/verteidigungsübungen, gemeinsames Artillerieschießen auf See- und Luftziele, Maritime Security Operations (anti-Piraterie), Search & Rescue unter arktischen Bedingungen, sowie im Rahmen eines anti-Terror Szenarios die „Befreiung einer von bewaffneten Extremisten gekaperten Bohrinsel“.
„Pomor-2010“ hatte in Bergen begonnen und die Teilnehmer dann nach Norden um das Nordkap nach Severomorsk geführt. Diesmal wählte man den „Gegenkurs“.
Schon am 7. Mai hatte die norwegische Fregatte HELGE INGSTAD (NANSEN-Klasse) nach Severomorsk verlegt, um vor der Übung am 9. Mai an den traditionellen russischen Feiern zum Ende des 2. Weltkrieges teilzunehmen. Nach Übungsvorbesprechungen lief die Fregatte dann gemeinsam mit dem Nordflottenzerstörer VIZEADMIRAL KULAKOV (UDALOY-Klasse) zur zweitägigen ersten Übungsphase in die Barentssee aus.
VIZEADMIRAL KULAKOV Bildquelle: Deutsche Marine |
Im Ausgang des Kolafjords stand bei denkbar schlechten Bedingungen (Windstärke 8, hoher Seegang) zunächst das Orten und Abfangen eines schnellen Bootes (dargestellt durch ein russisches Torpedofangboot) auf dem Programm; anschließend führten beide Schiffe ein gemeinsames Artillerie-Seezielschießen (100-mm und 76-mm) durch und übten schließlich seemännische Manöver. Der zweite Übungstag fokussierte sich auf Luftraumüberwachung mit Erstellung eines gemeinsamen Luftlagebildes; Darsteller war hier ein Seefernaufklärungsflugzeug Iljushin-38 May der russischen Nordflotte. Ein geplanter Personalaustausch mit Bootstransfer in See musste wegen des anhaltend schlechten Wetters verschoben werden.
Mit einer Kranzniederlegung vor der norwegischen Küste gedachten beide Schiffe in einer kurzen Feier der Gefallenen des Zweiten Weltkrieges und liefen dann mit Südwestkurs in die Norwegensee. Hier findet nun die zweite Phase von „Pomor-2011“ statt, an der auch das norwegischen Küstenwachschiff ANDENES teilnehmen und norwegische Seefernaufklärer P3‑C Orion teilnehmen werden, und an deren Ende am 17. Mai das gemeinsame Einlaufen in Tromsoe steht. Bis zum 19. Mai will man hier noch zusammen bleiben, die Übung besprechen – und feiern – bis die VIZEADMIRAL KULAKOV dann den Rückmarsch nach Severomorsk antritt.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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