Open Spirit 2008

Deutsche Marine: Inter­na­tionaler Marin­e­ver­band macht Ostssee sicher­er

Deutsche Marine: Inter­na­tionaler Marin­e­ver­band macht Ostssee sicher­er — Bere­its erste Mine gesprengt

Open Spirit 2008 - Logo des Minenjagd-Einsatzverbandes
Open Spir­it 2008 —
Logo des Minen­jagd-Ein­satzver­ban­des
Quelle: Marine
Auf See / Let­tis­che Küste — Die Minen­ab­wehr-Oper­a­tion “Open Spir­it 2008” hat begonnen. Seit Anfang der Woche befind­et sich der multi­na­tionale Minen­ab­wehrver­band in seinem Oper­a­tions­ge­bi­et in der Irben-Straße vor der let­tis­chen Küste. Dieser Verkehrsknoten­punkt gilt als der wichtig­ste Seeweg in den Golf von Riga. “Deshalb besitzt sie höch­ste Pri­or­ität für die Minenbe­sei­t­i­gung — hier wur­den in den ver­gan­genen Kriegen schätzungsweise 15.000 Minen aus­gelegt”, sagt Christof Reßing. Der Fre­gat­tenkapitän ist Kom­man­deur des Ver­ban­des. Er kom­mandiert neun Boote aus sieben Natio­nen. “Durch die undoku­men­tierten Räu­mungen während der zurück­liegen­den Kriege und in der Nachkriegszeit geht von vie­len Minen auch heute noch eine Gefahr aus. Denn nie­mand weiß genau, wo die Minen liegen oder treiben”, sagt Reßing. Und er ist froh über die erste Erfol­gsmeldung, denn das bel­gis­che Minen­jagdboot “Prim­u­la” meldete heute den Fund ein­er rus­sis­che Anker­tau­mine, die vor über 90 Jahren im Ersten Weltkrieg gelegt wor­den war. Die Spren­gung der Kriegsalt­last erfol­gte um 10.45 Uhr Ortszeit. 

Anker­tau­mi­nen wur­den früher nicht gesprengt
Die Minen­jäger aus sieben Natio­nen kön­nen sich bei der Suche nach den gefährlichen Hin­ter­lassen­schaften nur auf his­torische Doku­mente aus Archiv­en oder auf Berichte von lokalen Fis­ch­ern stützen, die Minen in ihren Net­zen fan­gen. “Früher wurde von Minen­räumern bei Anker­tau­mi­nen nur das Anker­tau durchtren­nt. Die Minen wur­den nicht ver­nichtet”, sagt Reßing, “durch diese unsachgemäße Besei­t­i­gungsmeth­ode sind viele gefährliche Minen ein­fach auf dem Meeres­grund liegen geblieben. Diese stellen jet­zt eine Gefahr für Men­schen und Schiffe dar.” 

Räu­mung dauert noch Gen­er­a­tio­nen

Open Spirit 2008 -
Beein­druck­end: Die Zün­dung ein­er Mine sollte den Jour­nal­is­ten zeigen, welche Energie in einem solchen Sprengkör­p­er freige­set­zt wird. Bei der Mine han­delte es sich um keine Alt­last.
Quelle: Marine
Gefahren für den Schif­fverkehr auf den Haupthandel­srouten beste­hen nach Ein­schätzung der Experten des deutschen Flot­tenkom­man­dos in Glücks­burg heute nur sel­ten. Doch Fis­ch­er, Wasser­sportler und Schwim­mer sind sehr stark gefährdet. Das gilt auch für Bau­vorhaben unter Wass­er, wie zum Beispiel die Ver­legung von Pipelines. Gele­gentlich wer­den Minen oder Muni­tion­steile an den Strand gespült — ein Risiko für Spaziergänger, spie­lende Kinder oder Badeurlauber. Deshalb gilt: Wer am Strand solche gefährlichen Teile ent­deckt, sollte sie auf gar keinen Fall anfassen, andere Per­so­n­en war­nen, den Fun­dort absper­ren und sofort die Polizei ver­ständi­gen. Wegen dieser Gefährdung ist es wichtig, dass mil­itärische Alt­las­ten beseit­igt wer­den. “Jedes Plan­quadrat, dass wir als minen­frei abhak­en kön­nen, ist ein Erfolg”, sagt Reßing. Doch bis alle Minen geräumt sein wer­den, dürften nach sein­er Ein­schätzung noch Gen­er­a­tio­nen vergehen. 

Geschichte der Minen in der Ost­see
Schon zu Beginn des Ersten Weltkriegs legte die rus­sis­che Baltische Flotte im August 1914 eine Minensperre mit ins­ge­samt 3.280 Minen im Wes­t­aus­gang des Finnis­chen Meer­busens. Bei den Kämpfen um die baltischen Inseln wur­den von deutsch­er Seite 2.200 Minen, und von rus­sis­ch­er Seite etwa 13.000 Minen gelegt. Auch im Zweit­en Weltkrieg hat­ten Minen in der Ost­see große Bedeu­tung. So wur­den allein von Juni bis Sep­tem­ber 1941 auf deutsch-finnis­ch­er Seite etwa 5.250 Minen und rund 4.000 Sperrschutzmit­tel in die großen Minensper­ren gewor­fen. Die Baltische Flotte set­zte in diesem Zeitraum eben­falls mehr als 4.000 Minen ein. Ins­ge­samt wur­den auf deutsch­er und finnis­ch­er Seite etwa 60.000 Minen einge­set­zt. Die genaue Anzahl der rus­sis­chen Minen ist nicht bekan­nt, Experten gehen von ein­er fün­f­stel­li­gen Zahl aus. 

Übers Manöver “Open Spir­it”
Der erste gezielte Minen­räumein­satz in der Ost­see nach dem Ende des Kalten Krieges war das Manöver “Baltic Sweep” im Jahr 1996. Dabei wur­den in der südlichen Bucht von Riga zahlre­iche dieser Alt­las­ten ent­deckt. Daraufhin wurde die Prob­lematik auf den diplo­ma­tis­chen und par­la­men­tarischen Ebe­nen berat­en. Seit­dem find­et jährlich ein solch­es Minen­räum­manöver statt — seit 1997 unter dem Namen “Open Spir­it”. Die Führung des mit­tler­weile 15. inter­na­tionalen Minen­räumein­satzes hat der Kom­man­deur des 3. Minen­suchgeschwaders, Fre­gat­tenkapitän Christof Reßing aus Kiel. Er führt den Ver­band vom deutschen Ten­der “Donau” aus. Die Deutschen üben das Kom­man­do über den Manöverver­band bere­its zum elften Mal aus. 

Open Spirit 2008 - Minensucher im Hafen von Riga Open Spirit 2008 - Minensucher im Hafen von Riga Open Spirit 2008 - Belgisches Minensuchboot Primula
Minen­such­er im Hafen von Riga
Quelle: Marine
Minen­such­er im Hafen von Riga
Quelle: Marine
Bel­gis­ches Minen­such­boot Prim­u­la
Quelle: Marine

Quelle/Pressekontakt:
Presse- und Infor­ma­tion­szen­trum Marine
Detlef Struck­hof
Tele­fon: 04631–666-4414
piz@marine.de

Team GlobDef

Seit 2001 ist GlobalDefence.net im Internet unterwegs, um mit eigenen Analysen, interessanten Kooperationen und umfassenden Informationen für einen spannenden Überblick der Weltlage zu sorgen. GlobalDefence.net war dabei die erste deutschsprachige Internetseite, die mit dem Schwerpunkt Sicherheitspolitik außerhalb von Hochschulen oder Instituten aufgetreten ist.

Alle Beiträge ansehen von Team GlobDef →