Die norwegische STX OSV Langsten (bei Alesund) hat den erwarteten Auftrag zum Bau eines neuen Spezialschiffes für die Fernmelde-/elektronischen Aufklärung erhalten.
Details zum vom norwegischen Geheimdienst NIS bestellten neuen „Sigint“-Schiff (Signals Intelligence) sind naturgemäß noch sehr spärlich. Nur einige wenige Grunddaten wurden bekannt gegeben. Zum in vielen Medien auch als „Spionageschiff“ bezeichneten Neubau heißt es nur, er werde 125m lang und 23m breit sein, etwa 150 Mio. Euro kosten und Ende 2014 geliefert werden.
MARJATA (Foto: norw. Marine) |
Das neue Sigint-Schiff soll die Anfang der 1990-er Jahre bei der norwegischen Tangen Werft gebaute und 1995 in Dienst gestellt MARJATA ersetzen. Dieses voll beladen 7.600 ts verdrängende Schiff fällt durch eine außergewöhnliche Form auf (die im Design des Neubaus allerdings nicht wiederholt wird). Bei einer Länge von 81,5m und einer maximalen Breite von 40m (am Heck) gleicht die MARJATA einem abgerundeten Dreieck (mit Spitze am Bug). Diese Bauweise soll ihr außerordentliche Stabilität verleihen und insbesondere auch in schwerer See den optimalen Einsatz eines tiefenvariablen Sonargerätes ermöglichen. Ein Bugstrahlruder unterstützt dabei genaues Manövrieren. Darüber hinaus bietet das Achterdeck viel Platz für eine Hubschrauber-Landeplattform. Drei Radome nehmen diverses elektronisches Spezialgerät auf.
Haupteinsatzgebiet der MARJATA — und das wird auch bei ihrem Nachfolger so bleiben — ist die arktische Barentssee, wo sie allerdings nicht mit ausschließlich militärischem Auftrag (Aufklärung russischer Signale und Beobachtung von Aktivitäten der russischen Nordflotte) operiert, sondern gerade auch zivile ozeanische Forschungsvorhaben (Suche nach Bodenschätzen, Umweltschutz, Klima etc) unterstützt. Dass die norwegische Marine, bzw. der NIS, Bedarf an einem solchen Spezialschiff hat, ist in Norwegen kaum umstritten. Dennoch weckt der Ersatz der MARJATA nach nicht einmal zwanzig Dienstjahren Kritik. Auch wenn die Technologie sich inzwischen erheblich weiter entwickelt hat und die Ausrüstung der MARJATA sicher nicht mehr dem heutigen Stand entspricht, wird die Notwendigkeit eines Neubaus doch hinterfragt. Beschaffung und Einrüstung modernster elektronischer Aufklärungsanlagen dürfte deutlich weniger kosten als der Bau eines komplett neuen Schiffes. Es gibt allerdings Gerüchte, dass die langen Einsätze unter arktischen Bedingungen der MARJATA weit stärker zugesetzt haben, als eigentlich erwartet.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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