Myanmar

Auch wenn die Mil­itär­jun­ta bish­er zögert, aus­ländis­che Helfer ins Land zu lassen, bere­it­en sich doch mehrere Mari­nen auf einen Hil­f­sein­satz vor.

Marineforum - Zyklon Nargis auf dem Weg nach Myanmar (Foto: NASA) Von den meis­ten inter­na­tionalen Medi­en nur am Rande erwäh­nt, hat tat­säch­lich bere­its eine erste Hil­f­s­liefer­ung über See stattge­fun­den. Der indis­che Zer­stör­er RANA (KASHIN) und die Korvette KIRPAN (KHUKRI) lagen als sofort ver­füg­bare Bere­itschaft­sein­heit­en in Port Blair (Andama­nen), wo sie nach Beladung mit eini­gen Ton­nen Hil­f­s­gütern bere­its am 5. Mai aus­liefen. Am 7.Mai kon­nten sie in Yan­gon ihre Ladung übergeben.

Immer deut­lich­er wird inzwis­chen allerd­ings, dass es mit dem bloßen Liefern von Hil­f­s­gütern nicht getan ist. Wie bei der Tsuna­mi-Katas­tro­phe im Dezem­ber 2005 ist Haupt­prob­lem das Erre­ichen abgele­gen­er, über­fluteter Gebi­ete zur Verteilung der Güter und medi­zinis­ch­er Ver­sorgung der Bevölkerung.

Damals hat­te sich ein­drucksvoll gezeigt, dass vor allem unmit­tel­bar vor den betrof­fe­nen Küstenge­bi­eten operierende, größere amphibis­che Ein­heit­en (Dock­lan­dungss­chiffe, Hub­schrauberträger) als Ein­satz­plat­tfor­men für Hub­schrauber und Lan­dungs­boote geeignet sind, die mit der Ver­sorgung der Men­schen in küsten­na­hen Flut­ge­bi­eten ver­bun­de­nen logis­tis­chen Her­aus­forderun­gen zu bewälti­gen. Nicht zulet­zt vor diesem Hin­ter­grund hat­te die indis­che Marine sich zum Kauf des von der US-Navy aus­ge­musterten Dock­lan­dungss­chiffes TRENTON entschlossen. Ohne explizite Ein­ladung der Regierung Myan­mars kann allerd­ings auch die JALASHWA bish­er nicht zum Ein­satz kom­men, muss sich die indis­che Marine mit der wohl eher sym­bol­is­chen Liefer­ung einiger weniger Ton­nen Hil­f­s­güter durch zwei zwin­gend auf Hafen­in­fra­struk­tur angewiesene Kampf­schiffe begnügen.

Die indis­che Marine ist aber sich­er vor­bere­it­et, auf eine mögliche Ein­ladung schnell reagieren zu kön­nen. Gle­ich­es gilt auch für andere Mari­nen. So ver­legt die US-Navy bere­its eine amphibis­che Ein­satz­gruppe in Rich­tung Katas­tro­phenge­bi­et. Der amphibis­che Träger ESSEX (WASP-Klasse) sowie die bei­den Dock­lan­dungss­chiffe JUNEAU und HARPERS FERRY soll­ten in diesen Tagen eigentlich an der bilat­eralen, jährlichen Übung Cobra Gold mit thailändis­chen Stre­itkräften teil­nehmen. Am 8. Mai set­zten sie Übungstrup­pen der 31. Marine Expe­di­tionary Unit im thailändis­chen Sat­tahip ab und nah­men dann Kurs auf Myan­mar. Um bei ein­er offiziellen Bitte um Hil­fe sofort reagieren zu kön­nen, wurde in Sat­tahip auch ein Großteil der Hub­schrauber der ESSEX an Land geset­zt und ste­ht so ggf. für Hil­fs­flüge bere­it, noch während der Ver­band unter­wegs ist.

Auf Hil­feleis­tung bere­it­et sich auch Thai­land vor. Beim Marinebere­ich­skom­man­do 2 wer­den zen­tral Hil­f­s­güter gesam­melt, die dann bei entsprechen­der Anforderung kurzfristig nach Myan­mar gebracht wer­den können.

Die franzö­sis­che Marine hat am 9. Mai ihren Hub­schrauberträger MISTRAL kurz­er­hand aus ein­er vor der indis­chen Ostküste stat­tfind­en­den bilat­eralen Übung mit der indis­chen Marine (s.o.) her­aus­gelöst. Das Schiff läuft zunächst Chen­nai (Indi­en) an, wo es etwa 1.500 Ton­nen Hil­f­s­güter übernehmen soll. Danach wird die MISTRAL, die bis zu 16 schw­eren Trans­porthub­schraubern Platz bietet, vor die Küste von Myan­mar verlegen.

Nach­trag:
Medi­en­mel­dun­gen zufolge plant Frankre­ich einen Ein­satz der MISTRAL ggf. auch ohne Genehmi­gung aus Myan­mar — ein in der Geschichte sich­er ein­ma­liger Vor­gang. Abzuwarten bleibt, ob diese Absicht­serk­lärung wirk­lich ernst gemeint ist, oder als poli­tis­ch­er Schachzug nur den Druck auf die Mil­itär­jun­ta erhöhen soll, mehr oder weniger “zäh­neknirschend” doch noch um Hil­feleis­tung zu bit­ten und so eine Kon­fronta­tion (mit in der innen­poli­tis­chen Sit­u­a­tion kaum willkommen­er, möglich­er mil­itärisch­er Eskala­tion) zu verhindern. 

In Koop­er­a­tion mit “Marine­Fo­rum — Zeitschrift für mar­itime Fra­gen

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Alle Infor­ma­tio­nen entstam­men frei zugänglichen Quellen. Bildquelle: NASA

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