In einem erfolgreichen FK-Schießen hat auch der vierte japanische Zerstörer der KONGO-Klasse die Fähigkeit zur Raketenabwehr (BMD — Ballistic Missile Defence) in der Praxis nachgewiesen.
KIRISHIMA b eim erfolgreichen Testschuss Bildquelle: US Navy) |
In einem am 28. Oktober auf der Pacific Missile Range der US Navy vor Hawaii durchgeführten Test ortete die KIRISHIMA einen fast 200 km hoch anfliegenden Zieldarstellungsflugkörper, das Aegis-System übernahm die Zielverfolgung und ermittelte die Schussdaten, und ein Luftziel-FK Standard Missile SM‑3 Block IA zerstörte die anfliegende Rakete nur drei Minuten nach ihrem Start.
Die von Raytheon entwickelten und 2006 eingeführten Flugkörper SM‑3 Block IA gehören heute zur Standardausrüstung der Mitte der 90er Jahre in Dienst gestellten japanischen KONGO-Zerstörer, bei denen BMD nach Umrüstung auf eine neue Variante des US-Gefechtsführungssystems Aegis Haupteinsatzrolle geworden ist. Die Schiffe können dabei im Verbund mit Einheiten der US Navy oder landgestützten Stellen arbeiten. So waren auch beim Schießen der KIRISHIMA US-Kriegsschiffe mit im Testgebiet, allerdings nur in unabhängiger Zielverfolgung und Zieldatengewinnung. In den Abschuss der Rakete griffen sie nicht ein, lieferten auch keinerlei Daten an den japanischen Zerstörer, der – wie ausdrücklich betont wurde — den Test „ohne jede fremde Hilfe“ bestanden habe.
Mit dem erfolgreichen Testschuss sind nun alle vier Zerstörer der KONGO-Klasse für BMD zertifiziert, und Japan verfügt als bisher einzige Nation neben den USA über einsatzfähige Schiffe zur Abwehr ballistischer Raketen. Japanische Medien berichteten dementsprechend „patriotisch“ über das erfolgreiche Testschießen der KIRISHIMA. Ganz sicher darf man hier auch ein deutliches politisches Signal an Nordkorea vermuten. Vorerst will sich die japanische Marine bei BMD mit den vier Zerstörern der KONGO-Klasse begnügen. Eine Ausrüstung auch der zwei Nachfolgeschiffe („KONGO-mod“) ATAGO und ASHIGARA mit einer BMD ermöglichenden Variante des Gefechtsführungssystems Aegis sowie Standard Missile SM‑3 Block IA ist nach bisheriger Planung nicht vorgesehen.
Allerdings entwickeln Raytheon und die japanische Mitsubishi Heavy Industries bereits gemeinsam den neuen Flugkörper SM‑3 Block IIA, der eine größere Reichweite haben und mit einem größeren Gefechtskopf mehr „kinetische Energie“ gegen anfliegende ballistische Flugkörper zum Tragen bringen soll. Möglicherweise wird man bei Verfügbarkeit dieses neuen Flugkörpers (und einem für diesen erneut modifiziertem Aegis) dann auch über eine Ausrüstung / Umrüstung weiterer Zerstörer nachdenken. Die weitere Entwicklung einer „nordkoreanischen Bedrohung“ wird hier bei einer Entscheidungsfindung sicher ausschlaggebend werden.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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