Zunächst war vor einigen Wochen der Stapellauf eines „neuen U‑Bootes“ angekündigt worden. Allgemein erwartete man ein weiteres Klein-U-Boot der GHADIR-Klasse. Ein erstes Boot dieses vermutlich in Anlehnung an die nordkoreanische YUGO-Klasse im Iran gebauten Typs war 2005 präsentiert und im Januar 2006 offiziell in Dienst gestellt worden. Das etwa 20 m lange U‑Boot mit einer Tauchverdrängung von etwa 100 ts verfügt über zwei Torpedorohre. Die iranische Marine behauptet zwar auch Fähigkeit zum Einsatz von Flugkörpern; dies dürfte sich aber auf schultergestützte Systeme zur Flugabwehr im Nahbereich beschränken, die auch nur vom aufgetauchten Boot verschossen werden können. Mit Indienststellung des ersten GHADIR wurde auch der Beginn der Serienfertigung verkündet, und Fernsehbilder zeigten 2008 bereits drei Boote an der Pier. 2009 lief mindestens ein weiteres zu. Beobachter gehen inzwischen von einer Baurate von etwa 2 Booten pro Jahr aus.
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GHADIR (Mehr) |
Zweifel an einem weiteren GHADIR kamen auf, als Armeechef General Ataollah Salehi am 3. August verkündete, das neue U‑Boot solle vor allem auch in außerheimischen Gewässern („far off waters“) zum Einsatz kommen. Experten sind sich darin einig, dass GHADIR nur für den Einsatz in den flachen Gewässern des Persischen Golfs geeignet sind, und dies liest man so auch in offiziellen Presseverlautbarungen der iranischen Marine. Einiges sprach daher dafür, dass es sich beim angekündigten Neuzugang um das Typboot einer neuen Klasse von im Lande entwickelten diesel-elektrisch angetriebenen Küsten-U-Booten handeln könnte. Der Bau von QAEEM (500 ts) hat vermutlich 2007 begonnen. Im August 2008 hatte man die neue Errungenschaft mit großem Propagandarummel öffentlich verkündet. Damals hieß es, QAEEM solle „bis 2011“ zu Wasser sein. Sollte der Bau von QAEEM schneller als geplant voran schreiten?
Am 8. August verkündeten iranische Medien dann aber überraschend die Indienststellung von gleich vier neuen U‑Booten der GHADIR-Klasse. Fotos und Fernsehbilder zeigten Boote mit den Nummern 947, 948, 950 und 951. Ob es sich allerdings bei allen vier der Öffentlichkeit präsentierten Booten tatsächlich um Neubauten handelt, ist nicht ganz klar. Schon Fotos aus 2009 zeigen nämlich ein GHADIR mit der Nummer 947. Natürlich ist eine Umbenennung nicht auszuschließen, aber es spricht doch einiges dafür, dass hier mit Blick auf die eigene Bevölkerung ein wenig „gemogelt“ wurde. Dafür sprechen auch weitere genannte Zahlen. So will die iranische Marine vor Zulauf der neuen Boote angeblich bereits über elf GHADIR verfügt haben – nun also insgesamt 15. Bei einer realistischen Baurate von 2 Booten pro Jahr ist eher von jetzt insgesamt acht bis zehn Booten auszugehen. Aber auch dies ist bereits beachtlich und spricht für zunehmende Fähigkeiten zum eigenständigen U‑Bootbau — und GHADIR ist ein vollwertiges, wenn auch kleines U‑Boot.
Übrigens: angesichts der doch deutlichen Widersprüche zwischen Ankündigung (Stapellauf eines für außerheimische Gewässer gedachten U‑Bootes) und Realität (Indienststellung von vier GHADIR für heimatnahen Einsatz) ist durchaus möglich, dass in naher Zukunft doch noch der Stapellauf von QAEEM erfolgen wird. Skeptiker wollen aber auch nicht gänzlich ausschließen, dass der eigentlich geplante und Stapellauf von QAEEM kurzfristig verschoben werden musste und man der iranischen Öffentlichkeit nach der lautstarken offiziellen Ankündigung eines neuen U‑Bootes statt dessen vier „neue“ GHADIR präsentiert hat.
Mit den vier GHADIR war es aber nicht getan. Nur zwei Tage nach der Präsentation der neuen U‑Boote verkündeten die Revolutionsgarden die Indienststellung von gleich zwölf neuen Schnellbooten „in drei Versionen“. Bei den in der offiziellen Pressemeldung als „torpedo and missile cruisers” bezeichneten Booten handelt es sich offenbar um Varianten der im Lande gebauten Speedboote IPS-16 bzw. IPS-18 (ZULFIQAR-Klasse). Die „Pasdaran See“ haben bereits eine größere Anzahl dieser Boote im Bestand. Sie können mit Torpedos bestückt werden, aus seitlichen Startkanistern aber auch Flugkörper schießen. Wie zuvor die U‑Boote GHADIR bei der Marine, wurden auch die zwölf Neuzugänge des IRGC in einer öffentlichen Feier präsentiert. Experten haben auch hier Zweifel, ob es sich bei allen gezeigten Booten tatsächlich um Neubauten handelt. Klar ist aber, dass solche Boote im Iran in Serie gebaut werden, und dies wohl auch in größeren Stückzahlen.
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präsentierte Speedboote Bildquelle: staatl. Medien |
Im Rahmen der Vorstellung der neuen Errungenschaften wurde auch der von westlichen Medien bereits im April gemeldete Erwerb eines britischen Speedboots vom Typ BLADERUNNER 51 öffentlich verkündet. Dieses Boot erreicht mit zwei 1000-PS starken Motoren Geschwindigkeiten von etwa 65 Kn und gilt damit als das weltweit schnellste zivile Boot. Eine US Firma bietet angeblich auch eine militärische Variante an. Das britische Boot haben die Iraner offenbar schon 2009 am bestehenden Embargo vorbei (über mehrere Zwischenstationen) beschafft. Schon im Januar 2009 sollen US-Behörden von seiner geplanten Verladung im südafrikanischen Durban auf ein iranisches Schiff erfahren haben, konnten diese aber nicht mehr verhindern. Angeblich sollen dann US Kriegsschiffe versucht haben, den Frachter kurz vor Erreichen des Iran abzufangen. Aus dem Iran heißt es dazu, die „iranische Marine habe dies allerdings erfolgreich verhindert und das Schiff sicher in den Hafen geleitet“. BLADERUNNER 51 soll nun als Vorbild für die schon im kommenden Jahr beginnende Serienfertigung von mit Torpedos und Flugkörpern bestückten Kopien dienen.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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