In jedem Jahr erinnert Ende September / Anfang Oktober die “Heilige Woche der Verteidigung” an die Invasion des Irak durch den Iran (22. September 1980).
Regelmäßig nutzt die militärische Führung dabei auch die Gelegenheit, durch Vorstellung oder Ankündigung neuer Rüstungsprojekte die inzwischen deutlich verbesserten Fähigkeiten zur Abwehr eines erneuten Angriffes herauszustellen. Neue Raketen, Panzer, Flugzeuge und Schiffe sollen zum einen potentielle Aggressoren abschrecken, vor allem aber auch die eigene Bevölkerung von der „enormen Schlagkraft“ der iranischen regulären Streitkräfte und der Revolutionsgarde (Pasdaran) überzeugen. Nicht selten kommt es dabei zu gehörigen Übertreibungen, die allerdings durchaus keinen „Realitätsverlust“ reflektieren, sondern lediglich im gesamten Nahen und Mittleren Osten typisches Verhalten sind. So wird die am 28. September freudig verkündete „genehmigte Entwicklung von Flugzeugträgern und deren baldiger Baubeginn“ von Fachleuten denn auch weitgehend ignoriert.
QAEEM (Foto: Iran Military Forum 2009) |
Ein anderes Vorhaben scheint nun aber tatsächlich vor seinem Abschluss zu stehen. Anfang Oktober 2009 (während der damaligen „Heiligen Woche der Verteidigung“) verkündete die Marineführung die begonnene Eigenentwicklung eines mittelgroßen U‑Bootes und präsentierte auch schon ein Modell. Das damals als QAEEM bezeichnete U‑Boot sollte getaucht etwa 500 ts verdrängen und „in zwei Jahren“ in Dienst gestellt werden. Im April dieses Jahres wurde das Vorhaben noch einmal bestätigt, diesmal mit „Indienststellung bis Juli 2012“.
Nun wurde angekündigt, dass ein neues 600-ts U‑Boot „in den kommenden Wochen“ der iranischen Marine übergeben werden soll (was mit nachfolgender Erprobung dann eine Indienststellung im kommenden Sommer ermöglichen würde). Als Name wird FATEH genannt, wobei unklar ist, ob dies der künftige Name des Bootes oder Klassenbezeichnung sein wird. Einiges spricht dafür, dass es sich um das vor zwei Jahren als QAEEM angekündigte Boot handeln wird. Analog zur Eigenentwicklung des „Zerstörers“ JAMARAN, der jahrelang als MOWJ angekündigt war, könnte QAEEM dann der Projektname sein.
Die für FATEH genannten technischen Daten sprechen für ein kleines Küsten-U-Boot mit diesel-elektrischem Antrieb, das zwar nicht über die Reichweite der in Russland erworbenen U‑Boote der KILO-Klasse verfügt, in seinen operativen Fähigkeiten aber doch deutlich über die der eigen-entwickelten 100-ts „Midget Submarines“ der GHADIR-Klasse hinaus geht. Die offizielle Presserklärung spricht enthusiastisch von der Fähigkeit „in mehr als 200m Tiefe fünf Wochen lang getaucht operieren“ zu können, aber auch hier ist davon auszugehen, dass in ortsüblicher Übertreibung maximale Tauchtiefe (nicht Operationstiefe) und maximale Einsatzdauer (nicht Tauchzeit) kurzerhand kombiniert wurden.
Realistischerweise dürfte FATEH in Seeausdauer und operativen Möglichkeiten in etwa den früheren U‑Booten GAL der israelischen Marine vergleichbar sein. Das U‑Boot dürfte damit etwa dreiwöchige Einsatzfahrten auch außerhalb heimischer Küstengewässer durchführen können. Zur Bewaffnung werden natürlich Torpedos gehören; auch wird FATEH sicher Minen legen können, verdeckte Aufklärung durchführen und nicht zuletzt eine Plattform für Kommandounternehmen bieten. Im Mai dieses Jahres hatte die iranische Marine überdies angekündigt „in naher Zukunft“ ihre U‑Boote mit Seeziel-FK zu bestücken.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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