Indien/Russland

Zwis­chen Indi­en und Rus­s­land ver­schärft sich der Stre­it um die Finanzierung der Fer­tig­stel­lung des ehe­ma­li­gen Flugzeugträgers ADMIRAL GORSHKOV.

Nach krassen Fehlka­lku­la­tio­nen der mit dem Umbau beauf­tragten Sev­mash war im Som­mer 2007ein Mehrbe­darf in Höhe von 1,2 Mrd. US-Dol­lar errech­net wor­den. Indi­en wurde aufge­fordert, diesen zu deck­en, und man begann zu ver­han­deln. Zwis­chen­zeitlich war zwar immer wieder gemeldet wor­den, man befinde sich auf dem Weg zu ein­er Eini­gung; im März hieß es sog­ar, man habe den Stre­it beigelegt. Nach neueren Mel­dun­gen indis­ch­er Medi­en ist man von ein­er Übereinkun­ft jedoch weit ent­fer­nt. Indi­en hat offen­bar schon seit ger­aumer Zeit sämtliche Zahlun­gen eingestellt, und der Haushalt­sauss­chuss habe dem Vertei­di­gungsmin­is­teri­um die Bewil­li­gung der geforderten 1,2 Mrd. US-Dol­lar rundweg ver­weigert. Überdies soll nun auch das Finanzmin­is­teri­um abgelehnt haben, die notwendi­gen Mit­tel (600 Mio. US-Dol­lar) für die in 2011 in der Bar­entssee geplanten Erprobun­gen des Schiffes in den Haushalt einzustellen. 
Marineforum - ADMIRAL GORSHKOV bei Sevmash (Foto: Sevmash)
ADMIRAL GORSHKOV bei Sev­mash
Bildquelle: Sev­mash

In der ver­gan­genen Woche hat Sev­mash mit seinen Forderun­gen noch ein­mal nachgelegt. Nun seien 2 Mrd. US-Dol­lar notwendig, um die ADMIRAL GORSHKOV fer­tig zu stellen, und das Schiff könne überdies wohl erst in 2012 ein­satzk­lar sein. Die rus­sis­che Marine erk­lärte zusät­zlich, wenn Indi­en nicht zahle, werde sie den Flugzeugträger für den eige­nen Bedarf fer­tig stellen lassen. Erste Reak­tio­nen in Indi­en fie­len sehr scharf aus. Marinebe­fehlshaber Admi­ral Mehta sprach von plumper Erpres­sung, der man sich nicht beu­gen werde. Auch Indi­en könne seine Kom­pro­miss­bere­itschaft sofort been­den und auf Erfül­lung der ursprünglichen, immer­hin auf Regierungsebene geschlosse­nen und dur­chaus verbindlichen Verträge (also ohne jegliche Auf­s­tock­ung der Zahlun­gen) bestehen. 

In den ver­schärften Stre­it wird nun offen­bar auch das U‑Boot NERPA ein­be­zo­gen. Das U‑Boot der AKU­LA-Klasse, auf dem vor zwei Wochen bei einem Unfall 20 Men­schen ums Leben kamen, war defin­i­tiv für ein Leas­ing (500 – 650 Mio. US-Dol­lar) an die indis­che Marine vorge­se­hen. Nun erk­lärte der rus­sis­che Gen­er­al­stab­schef öffentlich, die NERPA werde Indi­en nicht über­lassen. Vielmehr werde die rus­sis­che Marine das U‑Boot nach Abschluss der Erprobun­gen (im März 2009) übernehmen und bei der Paz­i­fik­flotte in Dienst stellen. 

Wie der Stre­it um Flugzeugträger und U‑Boot let­z­tendlich aus­ge­hen wird, bleibt vor­erst offen. Bei­de Seit­en konzen­tri­eren sich zunächst ein­mal auf Max­i­mal­forderun­gen. Eine Eini­gung dürfte wohl nur auf Regierungsebene zu erwarten sein. Unter der derzeit­i­gen Finanzkrise wird Sev­mash allerd­ings ohne weit­ere Gelder die weit­eren Arbeit­en an der ADMIRAL GORSHKOV wahrschein­lich bis zu ein­er wie auch immer geart­eten Eini­gung unter­brechen müssen. Bei der indis­chen Marine wird die Ver­füg­barkeit­slücke für Flugzeugträger zuse­hends größer. 

Übri­gens: größere Liefer­verzögerun­gen gibt es offen­bar auch bei den „im Paket“ mit der GORSHKOV in Rus­s­land bestell­ten, ins­ge­samt 16 trägergestützten Kampf­flugzeu­gen Mig-29K Ful­crum. Die ersten Flugzeuge soll­ten im Mai/Juni in Indi­en ein­tr­e­f­fen, dann wurde als Liefer­t­er­min der Sep­tem­ber genan­nt. Seit­dem herrscht Ruhe an der Nachrichtenfront …. 

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