Indien — Test eines von einem U‑Boot zu startenden Flugkörpers

Nach mehreren Ver­schiebun­gen hat die Defence Research & Devel­op­ment Organ­i­sa­tion (DRDO) nun endlich doch wieder einen unter Wass­er von einem U‑Boot zu star­tenden Flugkör­p­er getestet.

Marineforum - Zum Testschuss  veröffentlichtes Foto (Foto: DRDO)
Zum Testschuss veröf­fentlicht­es Foto (Foto: DRDO

Der Testschuss der K‑15 Sagari­ka erfol­gte am 11. März von ein­er vor der indis­chen Ostküste nahe Visakha­p­at­nam in sechs Meter Tiefe am Meeres­bo­den ver­ankerten Plat­tform. In ersten offiziellen Bericht­en ist von einem „erfol­gre­ichen“ Ver­such die Rede. Der Flugkör­p­er sei prob­lem­los ges­tartet und habe auch das gut 700 km ent­fer­nte Ziel­ge­bi­et erre­icht. Es gibt allerd­ings auch Mel­dun­gen, nach denen das Testergeb­nis „incon­clu­sive“ aus­ge­fall­en sein soll. Jeden­falls soll schnell noch min­destens ein weit­er­er Testschuss folgen. 

K‑15 Sagari­ka soll Haupt­waf­fen­sys­tem des neuen, eige­nen­twick­el­ten nuk­lear­getriebe­nen U‑Bootes ARIHANT wer­den. Der 700 km (s.o.) weit reichende Flugkör­p­er kann einen 500 kg schw­eren nuk­learen Gefecht­skopf tra­gen und so mit ARIHANT als Träger der indis­chen Marine Teil­habe an der nationalen nuk­learen Abschreck­ung geben. 

In Geheimhal­tung begrün­dete, nur vage Angaben, dann aber auch in sich wider­sprüch­liche Darstel­lun­gen geben bei Sagari­ka immer wieder Anlass zu Ver­wirrung. Medi­en sprechen häu­fig von einem der „amerikanis­chen Tom­a­hawk ver­gle­ich­baren“ Marschflugkör­p­er (Cruise Mis­sile) und „Indi­ens Antwort auf den pak­istanis­chen Marschflugkör­p­er Babur“. Das DRDO beze­ich­net den Flugkör­p­er dage­gen als „Sub­ma­rine-launched Bal­lis­tic Mis­sile“ (SLBM), und dafür spricht auch die Darstel­lung, dass Sagari­ka auf dem landgestützten bal­lis­tis­chen FK Prithvi („Pfeil“) basieren soll. 

Seit Mitte der 80er Jahre entwick­elte das DRDO für die indis­che Marine unter der Beze­ich­nung Dhanush („Bogen“) ein von einem Über­wasserkampf­schiff zu star­tendes, seegestütztes Sys­tem für eine Prithvi-Vari­ante, wobei unklar blieb, ob Dhanush nur das Start­sys­tem oder das gesamte, aus Starter und FK beste­hende Waf­fen­sys­tem beze­ich­nete. 1992 wurde die Entwick­lung auch eines Unter­wasser­start­sys­tem für eine weit­ere Vari­ante begonnen – K‑15 Sagari­ka (die sich optisch allerd­ings deut­lich von Prithvi unterscheidet). 

Im Gegen­satz zum Tom­a­hawk kann Sagari­ka (Durchmess­er etwa 1 m) nicht aus Tor­pe­dorohren ges­tartet wer­den, und fliegt sein Ziel wohl auch nicht im tiefen Gelän­dekon­tur­flug, son­dern in ein­er bal­lis­tis­chen Kurve an (eben nicht als Marschflugkör­p­er, son­dern als bal­lis­tis­ch­er FK). Für einen Start von U‑Booten benötigt die 8,56 m lange, 4,6 t schwere Rakete zwin­gend senkrecht ange­ord­nete Startröhren. So kann Sagari­ka denn auch nicht ohne erhe­bliche Umbaut­en (zusät­zliche Rumpf­sek­tion) auf vorhan­de­nen oder geplanten diesel-elek­trischen U‑Booten wie KILO oder SCORPENE eingerüstet wer­den kann. 

Bemühun­gen um den Bau oder die Beschaf­fung (in Rus­s­land) eines als Erprobungsträger geeigneten U‑Bootes blieben bish­er frucht­los. Noch immer muss man sich mit ein­er bloßen Plat­tform am Meeres­bo­den beschei­den, und der erste Start von einem U‑Boot dürfte wohl auch erst von der ARIHANT erfol­gen. Erste Seeer­probun­gen dieses im Juli 2009 zu Wass­er gelasse­nen U‑Bootes sollen in diesem Früh­jahr begin­nen. Ange­blich will man die ARIHANT noch in diesem Jahr in Dienst stellen, aber der­ar­tige Ankündi­gun­gen reflek­tieren in Indi­en üblicher­weise eher Opti­mis­mus denn Realität. 

In Koop­er­a­tion mit “Marine­Fo­rum — Zeitschrift für mar­itime Fra­gen

Marineforum

Alle Infor­ma­tio­nen entstam­men frei zugänglichen Quellen.

Team GlobDef

Seit 2001 ist GlobalDefence.net im Internet unterwegs, um mit eigenen Analysen, interessanten Kooperationen und umfassenden Informationen für einen spannenden Überblick der Weltlage zu sorgen. GlobalDefence.net war dabei die erste deutschsprachige Internetseite, die mit dem Schwerpunkt Sicherheitspolitik außerhalb von Hochschulen oder Instituten aufgetreten ist.

Alle Beiträge ansehen von Team GlobDef →