Eigentlich wollten die Besatzungen des Flugzeugträgers KITTY HAWK und dessen Begleitschiffen den Thanksgiving Day in Hongkong feiern.
Hongkong ist seit Jahren beliebter und quasi routinemäßiger Anlaufpunkt für US-Kriegsschiffe, und zahlreiche Angehörige waren auch bereits in die chinesische Metropole geflogen. Am 21. November, einen Tag vor dem Feiertag, zog die chinesische Regierung dann plötzlich die Einlaufgenehmigung zurück. Trotz „intensiver Nachfrage“ des US-Außenministeriums wurden keine Gründe genannt. Vermutet wird eine „Retourkutsche“ für das kürzliche Treffen von US-Präsident Bush mit dem Dalai Lama. Dafür spricht auch, dass der amphibische Träger ESSEX noch vor wenigen Wochen in Hongkong willkommen war, während in der vergangenen Woche bereits zwei US-Minensuchern ein Einlaufen (Wetterschutz, Betanken) verweigert wurde.
Nach der Absage aus Peking wollte die KITTY HAWK Einsatzgruppe den Feiertag zunächst im Südchinesischen Meer in See verbringen, nahm dann aber nicht zuletzt wohl auch mit Blick auf einen sich dort nähernden tropischen Sturm Kurs auf den Heimatstützpunkt Yokosuka (Japan). Am Thanksgiving Day meldete sich dann Peking überraschend wieder. „Aus humanitären Gründen“ habe man beschlossen, nun doch das Einlaufen in Hongkong zu erlauben. Der Sinneswandel kam zu spät. Bei der US Pacific Fleet sah man keinen Anlass, die Schiffe wieder umdrehen zu lassen.
Einiges spricht dafür, dass die chinesische Regierung den geplanten Besuch der KITTY HAWK zu einer „Vorführung“ instrumentalisieren wollte, bei der letztendlich die eigene Großzügigkeit herausgestrichen werden sollte. So dürfte die Rücknahme der Absage am 22. November vermutlich auch keine spontane Entscheidung aus „humanitären“ Gründen, sondern von vornherein geplant gewesen sein. Wenn dies so ist, dann hat man (vielleicht mit Blick auf die bereits angereisten Angehörigen der Besatzungsmitglieder) wohl nicht mit einem Verzicht der Amerikaner gerechnet — und der Schuss dürfte nach hinten los gegangen sein. Zum einen dürften nicht nur die Hongkonger Gastwirte das politische Spiel mit Unverständnis betrachten. Zum anderen wurde in US-Medien bereits lautstark vorgeschlagen, die KITTY HAWK hätte „aus humanitären Gründen“ (kurze Anreise der Angehörigen) nach der Absage ihres Hongkong-Besuches sofort einen alternativen Besuch im nur 500km entfernten Taiwan durchführen sollen. Man darf gespannt sein, ob und in welcher Form Peking nun — vermutlich hinter den Kulissen — Schadensbegrenzung betreiben wird.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
Alle Informationen entstammen frei zugänglichen Quellen. Bildquelle: austral. Marine