Die Übernahme des von der britischen Royal Navy auszumusternden amphibischen Hilfsschiffes LARGS BAY ist in trocken Tüchern.
Am 11. Mai verkündete der australische Verteidigungsminister vor der Presse, man habe mit der britischen Regierung einen „Letter of Intent“ unterzeichnet und auch bereits zwei Drittel der mit 75 Mio. Euro angegebenen Kaufsumme angezahlt. Zuvor hätten sowohl Spezialisten der australischen Marine als auch die internationale Schifffahrtsgesellschaft Teekay Shipping Australia das Schiff ausführlich begutachtet; einer Inspektion im Hafen (11.–17. April) seien am 18./19. April auch Probefahrten in See gefolgt. Das Schiff habe sich “ausgezeichnet präsentiert, und aus technischer Sicht gebe es keinerlei größere Mängel”. Noch in diesem Jahr werde die LARGS BAY nach Australien verlegen, um dann im Frühjahr 2012 operativ einsatzklar in Dienst gestellt zu werden. Die öffentliche Betonung der ausgiebigen Untersuchung erfolgte sicher auch Blick auf die Übernahme der beiden früheren US-Landungsschiffe KANIMBLA und MANOORA. Beide waren 1994 im Alter von 24 Jahren von der US Navy ohne vorherige Begutachtung übernommen worden (angeblich soll die US Navy dies abgelehnt haben); schon wenig später gab es Berichte über erheblichen Rostbefall, der nun zur vorzeitigen Stilllegung der beiden Schiffe geführt haben soll.
In der gleichen Pressekonferenz gab der Minister die vorübergehende Nichtverfügbarkeit des derzeit einzigen verbliebenen Landungsschiffes TOBRUK bekannt. Das Schiff habe zu einer geplanten, etwa zweimonatigen Werftüberholung in Sydney eingedockt. Um den Ausfall zu kompensieren, habe man den zivilen Eisbrecher AURORA AUSTRALIS der P & O Maritime Services bis zum 30. Juni gechartert (mit Option für Verlängerung um einen Monat).
AURORA AUSTRALIS Bildquelle: Univ. of Utah |
Das 94‑m Schiff wird vor allem zur Versorgung von Stationen in der Antarktis eingesetzt und kommt dort ohne Hafeninfrastruktur aus. Es kann 700 t Ladung transportieren, hat Platz für 116 Passagiere und bietet die Möglichkeit zu Hubschrauberoperationen. Die nunmehrige zeitweilige Charter soll der australischen Marine ermöglichen, auch ohne verfügbares amphibisches Schiff schnell auf Naturkatastrophen reagieren oder humanitäre Hilfe leisten zu können. Falls notwendig, könne überdies auf das Mehrzweckschiff CANTERBURY der neuseeländischen Nachbarmarine zurück gegriffen werden. Für die TOBRUK ist im September/Oktober eine weitere sechswöchige Werftliegezeit (Vorbereitung auf die „Zyklon-Saison“) geplant. Auch für diese Zeit plane man bereits für Alternativen (ggf. erneute Charter der AURORA AUSTRALIS).
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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