Der Strom von Menschen, die auf der Suche nach Asyl, oft aber auch aus rein wirtschaftlichen Gründen Australien ansteuern, reißt nicht ab.
Nach Lockerung der von der früheren Regierung aufgestellten Asylregeln haben in den letzten zwei Jahren mehr als 10.000 Menschen aus überwiegend Afghanistan, dem Irak oder Sri Lanka mit Hilfe internationaler Schlepperbanden über Indonesien den Weg nach Australien gefunden. Meist werden die Boote in der Timorsee im Gebiet um die Ashmore Inseln aufgebracht, wo die in Darwin stationierten Wachboote der ARMIDALE-Klasse der australischen Marine im Dauereinsatz sind.
ALBANY bringt Flüchtlingsboot auf Bildquelle: austr. Marine |
Einige Boote sparen aber auch die längere Seereise und steuern zielgerichtet gleich die etwas südlich von Java gelegene, zu Australien gehörenden Weihnachtsinsel an. Auf Christmas Island hat Australien ein – inzwischen völlig überfülltes — Durchgangslager eingerichtet, in dem die Asylbewerber die Prüfung ihres Antrages abwarten dürfen.
Sämtliche Versuche zur Begrenzung des Zustromes sind bisher gescheitert. So war vor etwa acht Jahren an der australischen Nordküste eine technisch „ausgeklügelte“ Radarkette installiert worden; bis weit auf See hinaus („Over-the-Horizon“) sollten alle sich nähernden, auch kleinen Boote und Flugzeuge möglichst so früh geortet werden, dass noch die indonesische Marine eingreifen könnte, bevor die Ankömmlinge australische Gewässer erreichten oder von einem australischen Zoll- oder Marineboot aufgegriffen würden und damit dann Anspruch auf die Einleitung eines Asylverfahrens hätten. Nun wurde bekannt, dass die Anlage in den letzten zwei Jahren kein einziges der mehr als 200 Boote erfasst hat.
Die Regierung sieht sich im Lande zunehmender Kritik ausgesetzt. Am 25. Juli wurde nun eine Vereinbarung mit Malaysia getroffen, nach der Australien in den kommenden vier Jahren insgesamt 4.000 aus Malaysia kommende Flüchtlinge aufnehmen will; im Gegenzug sollen dann 800 aufgegriffene Wirtschaftsflüchtlinge nach Malaysia abgeschoben werden. Am 7. August hat allerdings ein australisches Gericht die geplante Übergabe einer ersten Flüchtlingsgruppe erst einmal gestoppt. Die Richter wollen zunächst feststellen, ob vor der Abschiebung nach Malaysia eine qualitativ angemessene Prüfung von Asylanträgen (auf Christmas Island) erfolgt; in Australien geht man aber davon aus, dass sie schon bald grünes Licht geben. Die bilaterale Vereinbarung zielt natürlich vornehmlich auf Abschreckung. Bloße Wirtschaftsflüchtlinge, die damit rechnen müssen, anstelle in Australien im wenig lukrativen Malaysia zu landen, würden zögern, sich für teures Geld den Schlepperbanden anzuvertrauen.
Durchgangslager auf Christmas Island Bildquelle: GovAus |
In einem weiteren Ansatz wird nach Möglichkeiten gesucht, das inzwischen völlig überfüllte Durchgangslager auf Christmas Island zu entlasten.
Am 11. August gab die Regierung eine Alternative bekannt, die überdies wohl auch Wirtschaftsflüchtlinge abschrecken soll. Man habe mit Papua Guinea die Einrichtung eines Durchgangslagers auf der Insel Manus vereinbart. Diese liegt im Bismarck Archipel, nordöstlich von Papua Guinea – und weit entfernt von Australien. Eine Verbringung von Asylsuchenden dorthin dürfte allerdings ebenfalls erst einmal die australischen Gerichte beschäftigen. Immerhin werden sie auf das Hoheitsgebiet eines fremden Staates gebracht, und dies nachdem sie bereits auf australischem Territorium (auf Christmas Island oder an Bord australischer Marineeinheiten) offiziell um Asyl gebeten haben.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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