Südafrikas Marine — Aus der Isolation der »Apartheid« zu anerkannter regionaler Führung

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Apartheid

Schon 1948 begin­nt eine Poli­tik der Rassen­tren­nung (Apartheid), die von Großbri­tan­nien (mit Blick auf die ein­ma­lige geostrate­gis­che Lage) zunächst noch stillschweigend geduldet wird. Auch als Südafri­ka 1961 aus dem Com­mon­wealth aus­tritt, bleibt die ehe­ma­lige Kolo­nial­macht noch Haupt­spon­sor, aber die Beziehun­gen kühlen sich doch merk­lich ab. Zwar baut die britis­che Yarrow-Werft noch das Ver­mes­sungss­chiff PROTEA (1972 i.D.), aber U‑Boote wer­den schon Mitte der 60er Jahre nicht mehr in Großbri­tan­nien bestellt. Vielmehr liefert Frankre­ich 1970/71 drei Boote der DAPHNE-Klasse (MARIA VAN RIEBEECK- Klasse). 

1975 kommt es zum endgülti­gen Bruch, und die bis dahin schiff­baulich und logis­tisch fast auss­chließlich auf Großbri­tan­nien aus­gerichtete SAN muss sich neu ori­en­tieren. Nach der erfol­gre­ichen Beschaf­fung der U‑Boote wen­det man sich auch bezüglich neuer Über­wasserkampfein­heit­en an Frankre­ich. Man vere­in­bart die Über­nahme von min­destens zwei Korvet­ten AVISO-69 von der franzö­sis­chen Marine, bestellt mod­erne FK-Schnell­boote COMBATTANTE; 1976 bil­ligt die franzö­sis­che Rüs­tung­sex­port­be­hörde auch noch die Liefer­ung von zwei weit­eren U‑Booten, dies­mal der mod­erneren AGOSTA- Klasse. Als dann aber 1977 die Vere­in­ten Natio­nen ein Embar­go gegen das Apartheid-Regime ver­hän­gen, platzen alle Pläne. Kein einziges franzö­sis­ches Schiff, Boot oder U‑Boot wird noch nach Südafri­ka geliefert. 

MINISTER-Klasse (Foto: Michael Nitz)
MIN­IS­TER-Klasse
Foto: Michael Nitz

Eine andere Alter­na­tive zu Großbri­tan­nien kann nur teil­weise Ersatz bieten. Im März 1974 machen zwei israelis­che Korvet­ten vom Typ SAAR‑4 bei ihrer Ver­legung aus dem Mit­telmeer nach Eilat rund um Afri­ka (der Suezkanal ist für die Israelis ges­per­rt) in Kap­stadt Sta­tion. Dort ist man von der Ver­legere­ich­weite und der kurz zuvor im Yom Kip­pur-Krieg demon­stri­erten Kampfkraft der Boote beein­druckt und bestellt sofort. Schon 1977 wer­den die ersten zwei der wegen ihrer Namensge­bung in Südafri­ka als MIN­IS­TER-Klasse beze­ich­neten Boote geliefert; ein drittes fol­gt 1978. In einem Lizen­z­abkom­men entste­hen anschließend noch sechs weit­ere Boote auf ein­er heimis­chen Werft in Dur­ban. Auch ihr Haupt­waf­fen­sys­tem ist israelis­chen Ursprungs; aus dem israelis­chen Seeziel-FK Gabriel entste­ht die südafrikanis­che Vari­ante Skerpioen. 

DRAKENSBERG (Foto: Michael Nitz)
DRAKENSBERG
Foto: Michael Nitz

Danach begin­nt für die SAN allerd­ings eine »Durststrecke«.Zwar wird zwis­chen 1974 und 1976 das Vertei­di­gungs­bud­get fast ver­dop­pelt – Geld sollte also genug vorhan­den sein, aber Verteilungskämpfe in den Stre­itkräften und inter­na­tionale Iso­la­tion sind ein­er aus­ge­wo­ge­nen mar­iti­men Rüs­tung wenig förder­lich. Land- und Luft­stre­itkräfte erhal­ten den Löwenan­teil der Bud­gets. Hauptbedro­hung ist inner­er Ter­ror­is­mus, und dieser ist nicht von See zu erwarten. Kürzun­gen und Stre­ichun­gen bei mar­iti­men Rüs­tungsvorhaben wer­den unver­mei­dlich. Sie tre­f­fen vor allem die Kampf­schiffe. Die heimis­che Werftin­dus­trie kann keine Zer­stör­er, Fre­gat­ten oder größere Korvet­ten bauen, und unter den Bedin­gun­gen des Embar­gos kommt wed­er eine Bestel­lung von neuen Schif­f­en noch eine Mod­ernisierung der alten Ein­heit­en infrage. Einziger größer­er Neubau wird der 1987 in Dienst gestellte Ver­sorg­er DRAKENSBERG (mit voll beladen 12.000 ts das größte bis dahin in Südafri­ka gebaute Schiff). Als Ende der 80er Jahre die let­zten drei alten Fre­gat­ten außer Dienst gestellt wer­den müssen, ver­liert die SAN ihre Hochseefähigkeit und fällt in die Rolle ein­er reinen Küsten­ma­rine zurück. 

Ihr bleiben drei oper­a­tive Kernelemente: 

  • Die »Sub­ma­rine Flotil­la«
    führt mit ihren drei U‑Booten von Simon­stown aus regelmäßig län­gere Patrouillen durch. 1982 (Embar­go) unter­sucht eine Studie Möglichkeit­en zum eigen­ständi­gen U‑Boot-Bau; die Idee wird aber schnell als undurch­führbar begraben.

  • Die »Strike Craft Flotil­la«
    stellt mit der MIN­IS­TER-Klasse die einzi­gen noch zu Über­wass­er- Seekriegführung fähi­gen Ein­heit­en. Ihr Haup­tauf­trag ist mar­itime Abschreck­ung sowie see­seit­ige Absicherung gegen Infil­tra­tion. Rou­tinemäßig patrouil­lieren die Boote die gesamte Küste und erfüllen dabei auch Auf­gaben wie Fis­chereis­chutz – zum Teil sog­ar in Nach­barschaft­shil­fe vor den Küsten von Namib­ia und Mosam­bik. Trotz ihrer gerin­gen Größe vertreten sie Südafri­ka auch als »Botschafter in Blau« in Übersee. Aus­land­sreisen führen sie bis nach Argen­tinien, Chile und Tai­wan. 1982 wird die eigen­ständi­ge Entwick­lung ein­er neuen Korvet­ten­klasse angekündigt, dann aber nicht realisiert.

  • Die »Mine War­fare Flotil­la«
    ist die einzige funk­tions­fähige Minen­ab­wehrkom­po­nente Afrikas südlich der Sahara (Nige­rias Boote sind nur bed­ingt ein­satzk­lar). Allerd­ings ver­al­ten die Boote der TON-Klasse zunehmend. Ersatzteil­man­gel (Embar­go) und Aus­bil­dungs­de­fizite zwin­gen in den 80er- Jahren zur Aus­musterung von sechs der Boote. Ver­stärkung gibt es durch vier Küsten­mi­nen­sucher/-jäger der RIVER-Klasse. 

RIVER-Klasse (Foto: Michael Nitz)
RIV­ER-Klasse
Foto: Michael Nitz

Deren Design­vor­lage ist die deutsche SCHÜTZE- Klasse, und die Boote wer­den auch mith­il­fe der deutschen Abek­ing & Ras­mussen in Dur­ban gebaut (die ersten zwei auf der Basis vorge­fer­tigter Rümpfe). Bestel­lung (1978) durch das zivile Trans­port­min­is­teri­um als »Forschungs­boote« ermöglicht Liefer­ung trotz Embargo.

Tat­säch­lich sind die Boote zunächst auch in zivilen Far­ben gehal­ten und führen – auch wenn sie von der SAN betrieben wer­den – erst ab 1988 die Seekriegs­flagge. Zur Ver­hin­derung von Ver­suchen, den See­han­del durch Ver­min­ung von Häfen und Zufahrten zu unter­brechen, überwacht die »Mine War­fare Flotil­la« kon­tinuier­lich die Häfen und küsten­na­hen Seewege Südafrikas. In Neben­funk­tion nehmen die Boote auch polizeiliche Auf­gaben bei Küsten­vor­feldüberwachung, Fis­chereis­chutz und SAR wahr. Auch sie kom­men in regionaler Nach­barschaft­shil­fe zum Einsatz. 

NAMACURRA (Foito: Michael Nitz)
NAMACURRA
Foito: Michael Nitz

Ergänzt wird die kleine Flotte durch einige Ver­sorg­er, Forschungs- und Ver­mes­sungss­chiffe, zu deren Auf­gaben auch Patrouil­len­fahrten, SAR-Dienst, Katas­tro­phen­hil­fe für das Aus­land, Unter­stützung ander­er Ressorts sowie Mate­ri­al­trans­porte für die Land­stre­itkräfte und die staatliche Rüs­tungs­fir­ma Arm­scor gehören. Nicht uner­wäh­nt bleiben dür­fen auch die ins­ge­samt 26 kleinen Boote der NAMACURRA- Klasse, die 1980/81 im Lande gebaut wer­den. Die 32 kn schnellen, mit Maschi­nengewehren bewaffneten Hafen­sicherungs­boote führen vor allem Auf­gaben in der Ter­rorab­wehr durch. 

Team GlobDef

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