Iranische Abschreckungsoptionen gegen drohende Angriffe
Das gesteigerte außenpolitische Selbstvertrauen, das Vorhandensein strategischer Interessen und die dazugehörige – in der muslimischen Welt wohlwollend aufgenommene – Rhetorik erlaubte es dem Iran gleichermaßen, seine regionalen Vormachtambitionen auszuweiten wie auch im Streit um sein Atomprogramm gegenüber dem Westen kompromisslos zu bleiben. Zugleich fürchtet der Iran aber einen Angriff durch die USA und/oder Israel.
Von daher muss die iranische Unnachgiebigkeit im Atomstreit auch als ein Versuch gewertet werden, den USA – analog zu Nordkorea – eine Sicherheitsgarantie abzuringen, die etwa im Tausch gegen Zugeständnisse bei der Vervollkommnung des nuklearen Brennstoffkreislaufs zu erlangen wäre. Ein Risiko allerdings bleibt bei diesem Kurs zumindest für die Amtszeit der Bush-Administration in den USA erhalten: Einiges deutet daraufhin, dass die USA gegenwärtig nicht nur einen Verzicht des Iran auf die Atomwaffe anstreben, sondern auch – oder vielleicht zuvorderst – einen Regimewechsel in Teheran. In diesem Punkt könnte das »Auf-Zeit-Spielen« Ahmadinedschads – man denke etwa an seine Ankündigung einer Lösung des Atomstreits anlässlich der UN-Generalversammlung im September 2007 – darauf hindeuten, dass er in einer US-amerikanischen Nachfolgeregierung ein weniger gefährliches Drohpotenzial für seine Regierung sieht als in der gegenwärtigen.
Vor dem Hintergrund der – durchaus glaubwürdigen – Drohkulisse erscheinen mindestens zwei iranische Strategien möglich, die jeweils unterschiedliche Abschreckungs-Optionen gegen politische und militärische Widersacher und insbesondere gegen militärische Angriffe bieten. Diese Strategien stehen allerdings nicht in einem Widerspruch zueinander, sie können ihre Wirkung vielmehr komplementär entfalten. Die Optionen sind:
Die destabilisierende Ausnutzung der subjektiv empfundenen »Eskalationsdominanz« in regionalen Konflikten, welche die USA gegenwärtig stark binden (Afghanistan, Irak, …), bei gleichzeitiger Stärkung der Defensivkapazitäten, also eine Strategie der »Deterrence by Denial«;und
Die reaktive Bekämpfung von US-Truppen in Afghanistan, im Irak (jeweils durch ballistische Raketen) oder im maritimen Raum des Persischen Golfs und in der Straße von Hormuz, aber auch die Bedrohung weicher Ziele wie Botschaften oder Handelsschiffe und damit eine »Deterrence by Punishment«.
Die maritimen Anteile dieser Strategien und das sie erst ermöglichende maritime Potenzial des Iran soll im Folgenden näher hinterleuchtet werden.