Europa — sowjetisch/russische U‑Boot-Unfälle-Unfälle in Friedenszeiten und die Entsorgungsprobleme

Flagge Russland

Dieser Artikel wird mit fre­undlich­er Genehmi­gung der “Marine­fo­rum — Zeitschrift für mar­itime Fra­gen” veröf­fentlicht.


Der hier zusam­menge­fasste Bericht über die zahlre­ichen U‑Boot-Unfälle und ihre Fol­gen in einem Ver­lauf von ca. 50 Jahren, sowie die Hand­habung der “Entsorgung” von atom­aren Abfällen, basiert in erster Lin­ie auf zwei Büch­ern in deutsch­er Über­set­zung: “Sow­jetisch-rus­sis­che Atom-UBoote” der drei Autoren Antonow, Marinin und Wal­lu­jew sowie das Buch “K‑19” von Peter Huchthausen. Let­zter­er war als US-Marineat­taché 1987 bis 90 und später bei Nach­forschun­gen 1991 bis 96 in Rus­s­land tätig und arbeit­ete auch mit der Regis­seurin des gle­ich­nami­gen Films erfol­gre­ich zusam­men. Ihm lag das Tage­buch des tüchti­gen Kom­man­dan­ten dieses Schiffes K‑19, Kapitän Sate­jew, vor, der bei dem ersten nuk­learen Reak­torun­fall durch sein Kön­nen eine noch größere Katas­tro­phe ver­hin­derte und auch die Zustände im Umfeld des dor­ti­gen Geschehens scharf kri­tisierte, was hier zur Sprache kommt. 

Die “Durch­sichtigkeit” voraus­ge­gan­gener Ereignisse und beste­hen­der Tat­sachen ist jedoch längst nicht voll­ständig. Man hält nach wie vor manch­es Geschehen im Dunkeln. Gegen eigene aktive oder ehe­ma­lige Mari­ne­of­fiziere, die sich um Klarheit bemühen woll­ten, hat man sog­ar Prozesse ein­geleit­et.
Die ange­führten Zahlen der rus­sis­chen Seite sind keines­falls hun­dert­prozentig, aber sie lassen ein­deutig den ver­ant­wor­tungslosen Umgang mit radioak­tivem Mate­r­i­al erken­nen. Hier­bei kam es über­haupt nicht darauf an, ob und in welchem Umfang Ver­luste an Men­schen dabei auf­trat­en.
Zunächst ist ein­mal festzustellen, dass Rus­s­land mit etwa 200 U‑Booten vor dem Zweit­en Weltkrieg die größte U‑Boot-Flotte besaß. Mit Kriegsende fie­len allen Siegermächt­en die fortschrit­tlichen deutschen U‑Boot-Entwick­lun­gen in die Hände. Diese beruhen auf der Basis der rev­o­lu­tion­ieren­den Arbeit­en des Pro­fes­sor Hell­muth Wal­ter mit ein­er hydro­dy­namis­chen Boots­form in Verbindung mit einem Hochleis­tungsantrieb (Tur­bine oder stark­er E‑Maschine). So begann man auch in Rus­s­land mit dem Auf­bau ein­er mod­er­nen UBoot-Flotte. Stal­in, dessen kom­mu­nis­tis­ches Welt­macht­streben an der Elbe abge­blockt wurde, hat­te erkan­nt, dass dies nur über das Erre­ichen der See­herrschaft möglich ist. Diese war inzwis­chen von den Englän­dern auf die Amerikan­er überge­gan­gen. Um sein Ziel zu erre­ichen, benötigte er also zunächst ein­mal eine große Marine, die ein­er­seits eine starke Flotte von Über­wasserkampf­schif­f­en aufweisen musste und ander­er­seits auch in der Lage war, die See­han­delsverbindun­gen entschei­dend zu unter­brechen. Dazu boten sich mod­erne U‑Boote an. Stal­in griff auf eine weit­ere Kriegs­beute zurück, näm­lich die Entwick­lung von Raketen. Diese soll­ten nun­mehr auch für eine Bor­d­ver­wen­dung auf U‑Booten tauglich gemacht wer­den. Damit war sowohl das Ein­drin­gen in ein Land als auch die Bekämp­fung von Trägerkampf­grup­pen möglich. Diese hat­ten sich in den Weit­en des Paz­i­fik als her­vor­ra­gen­des Kampfmit­tel in Verbindung mit entsprechen­den Lan­dungsver­bän­den her­aus­gestellt. Stal­in begann zunächst mit dem Auf­bau ein­er mod­er­nen kon­ven­tionellen UBoot-Flotte. Dabei wur­den in den Jahren 1948 bis 1950 jew­eils 50 bis 60 U‑Boote pro Jahr gebaut. Eine Flotte von ca. 500 U‑Booten war das Endziel, das bis 1959 erre­icht sein sollte.
Es hat­ten sich mit dem Kriegsende auch noch andere Forschungsergeb­nisse eingestellt. Dazu gehörte die Entwick­lung der Atom­bombe. Diese bee­in­flusste mit ihrer gesteigerten zer­störerischen Wirkung auch die weit­ere Rakete­nen­twick­lung, die let­ztlich mit der Ver­wen­dung von Vielfach­sprengköpfen in ein­er Atom­rakete endete. Weit­er kam hinzu, dass es den Amerikan­ern inzwis­chen gelang, einen Kernen­ergieantrieb zu entwick­eln, der auf Unter­wasser­fahrzeu­gen Ver­wen­dung find­en kon­nte. Um den Anschluss zu hal­ten, began­nen nun­mehr auch die Russen mit diesen Entwick­lun­gen. Das bee­in­flusste ganz wesentlich die anfangs vorge­se­henen Baupro­gramme und verän­derte beson­ders den nach­fol­gen­den U‑Boot-Bau.

Team GlobDef

Seit 2001 ist GlobalDefence.net im Internet unterwegs, um mit eigenen Analysen, interessanten Kooperationen und umfassenden Informationen für einen spannenden Überblick der Weltlage zu sorgen. GlobalDefence.net war dabei die erste deutschsprachige Internetseite, die mit dem Schwerpunkt Sicherheitspolitik außerhalb von Hochschulen oder Instituten aufgetreten ist.

Alle Beiträge ansehen von Team GlobDef →