Deutschland — Personal, Ausbildung und Organisation der Marine

Laut­lose Anpas­sun­gen
Einige Anpas­sun­gen im Per­son­al­we­sen sind bere­its – nahezu laut­los – erfol­gt. Das Studi­um an den Uni­ver­sitäten der Bun­deswehr dauert jet­zt vier Jahre, um die Vor­gaben des »Bologna Pro­tokolls« zu erfüllen und die Stu­di­en­ab­schlüsse Bach­e­lor und Mas­ter zu ermöglichen. Deshalb ist die Regelverpflich­tungszeit für Offizier­an­wärter inzwis­chen auf dreizehn Jahre erhöht worden. 

Das noch in par­la­men­tarischen Gremien zu erörternde Dien­strecht­sneuord­nungs­ge­setz wird eben­falls Kon­se­quen­zen für die Per­son­al­struk­tur haben. Unsere Dien­stzeit wird ver­längert, wir wer­den im Durch­schnitt 2 Jahre länger dienen. Das wird struk­turelle Auswirkun­gen auf die Quoten zur Über­nahme zum Beruf­s­sol­dat­en, auf Förder­al­ter und Ein­stel­lung­sum­fänge haben. Diese Anpas­sun­gen ändern aber nichts am Umfang der Stre­itkräfte und der Marine. 

Einige weit­erge­hende Über­legun­gen zur Organ­i­sa­tion und Ausbildung:

  • Wir wer­den unsere Ziel­struk­tur im Jahr 2010 im Wesentlichen ein­genom­men haben. Die zur Ver­fü­gung ste­hen­den Dien­st­postenum­fänge reicht­en ins­ge­samt aus.

  • Die Begriffe »Ziel­jahr 2010« oder »Ziel­struk­tur 2010« sug­gerieren zuweilen, dass zu diesem Zeit­punkt das abschließende Ziel für die Marine erre­icht wäre. Das ist natür­lich nicht so. Bere­its jet­zt zeich­nen sich über diesen Zeit­punkt hin­aus­ge­hende Entwick­lun­gen und daraus resul­tierende Her­aus­forderun­gen an die Organ­i­sa­tion ab. Für die gilt es, planer­ische Vor­sorge zu treffen.

  • Beson­ders sicht­bar ist der Zulauf neuer Waf­fen­sys­teme. Die sind organ­isatorisch abzu­bilden und mit entsprechen­den Ressourcen zu hinterlegen.

  • Weniger sicht­bar, gle­ich­wohl von hoher Bedeu­tung, sind Über­legun­gen, die Kom­pe­tenz für Soft­ware-Pflege und ‑Änderung und für die Qual­itätssicherung in der Marine zu erhöhen. Auch dafür wären ggf. Organ­i­sa­tion­sstruk­turen zu schaf­fen und Dien­st­postenum­fänge bere­itzuhal­ten. Ähn­lich ressourcenschöpfend kön­nen zunehmende Auf­gaben in der Aus­bil­dung wer­den. Als ein Beispiel sei die Aus­bil­dung für andere Mari­nen im Zusam­men­hang mit Rüs­tung­sex­porten genannt.

Blick auf einige promi­nente Her­aus­forderun­gen der Zukun­ft
In der Ziel­struk­tur der Marine­fliegerkräfte wird allein das Waf­fen­sys­tem MH 90 nach derzeit­igem Pla­nungs­stand einen Aufwuchs an Offizier-Dien­st­posten erzeu­gen, der sich selb­st nach der ab 2012 geplanten Zusam­men­le­gung aller Marine­flieger am Stan­dort Nord­holz auf etwa 40 bis 45 belaufen wird. Eben­so wird die Fre­gat­te 125 einen beträchtlichen Aufwuchs an wer­ti­gen Ver­wen­dun­gen brin­gen. Stellt man vier F125 mit je zwei Besatzun­gen vier F122 mit je ein­er Besatzung gegenüber, kommt es zu einem Aufwuchs von zusät­zlichen 44 Offizier‑, 144 PUO- und 140 Unteroffizierdienstposten. 

Marineforum - Waffensystem MH 90
Foto: PIZM

Diese über­schlägige Berech­nung und sehr verkürzte Darstel­lung soll nur als Beispiel für einen möglicher­weise zu erwartenden Mehrbe­darf der Marine nach 2010 dienen. Wen­ngle­ich auf­grund noch nicht schlussgeze­ich­neter Vor­gaben heute nicht präzise zu ermit­teln, beschreiben die Zahlen doch zutr­e­f­fend den Kurs, den wir steuern. Dabei darf angenom­men wer­den, dass hier nur die »Spitze des Eis­bergs« erkennbar ist. 

Ein Weg, um diesen Her­aus­forderun­gen zu begeg­nen, sind Einzelun­ter­suchun­gen bezo­gen auf jedes noch zu ali­men­tierende Waf­fen­sys­tem der Zukun­ft, die wür­den aber Stück­w­erk bleiben. Deshalb ist es erforder­lich, die Marine nach 2010 ein­er organ­isatorischen Gesamtschau zu unterziehen, eine Gesamt­lage zu bilden, kri­tis­che Bere­iche zu ermit­teln, Lösungswege aufzuzeigen und zur Entschei­dung zu bringen. 

Aus den bish­eri­gen Über­legun­gen sind aber auch Kon­se­quen­zen für die Aus­bil­dung zu ziehen.

Team GlobDef

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