Deutschland — Nationale Führung — Einsatzführung für Deutsche Einheiten in maritimen Einsätzen

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Dieser Artikel wird mit fre­undlich­er Genehmi­gung der “Marine­Fo­rum — Zeitschrift für mar­itime Fra­gen” veröf­fentlicht.

Marineforum

Nationale Führung —
Ein­satzführung für Deutsche Ein­heit­en in mar­iti­men Ein­sätzen

Von Andreas Uhl
(FKpt Andreas Uhl ist ständi­ger Mitar­beit­er der Redak­tion des MarineForum) 

Deutsch­land beteiligt sich aktuell an vier durch den Bun­destag man­datierten mar­iti­men Oper­a­tio­nen, die unter­schiedlich­er kaum sein kön­nen. Es sind: 

  • Die seit Dezem­ber 2008 am Horn von Afri­ka zum Schutz der Seeschiff­fahrt einge­set­zte EU NAVFOR Soma­lia, Oper­a­tion Ata­lan­ta, deren Ein­heit­en im ersten mar­iti­men Ein­satz der Europäis­chen Sicher­heits- und Vertei­di­gungsi­den­tität (ESVI) der Europäis­chen Union (EU) in See stehen:

  • Die seit 2006 operierende Mar­itime Task Force 448 (TF 448) der Vere­in­ten Natio­nen (UN) als Teil der Unit­ed Nations Inter­im Forces In Lebanon (UNIFIL);

  • Die seit 2001 als Reak­tion der USA auf die Ter­ro­ran­schläge des 11. Sep­tem­ber aufgestellte Task Force 150 (TF 150) der aus dem US-Naval Cen­tral Com­mand (USNAVCENTCOM) in Bahrain geführten Oper­a­tion Endur­ing Freedom/Maritime (OEF/M). Deutsche Ein­heit­en sind im Rah­men von Art. 51 der Char­ta der Vere­in­ten Natio­nen und unter den Voraus­set­zun­gen des Art. 5 des NATO-Ver­trages Teil der Oper­a­tion. Durch diese Oper­a­tion soll am Horn von Afri­ka Ter­ror­is­ten der Zugang zu Rück­zugs­ge­bi­eten ver­wehrt und poten­zielle Trans­portwege abgeschnit­ten werden;

  • Die gle­iche Zielset­zung ver­fol­gen die NATO geführten Seestre­itkräfte im Mit­telmeer im Rah­men der Oper­a­tion Active Endeav­our (OAE).

Im Fol­gen­den soll kurz auf die drei erst­ge­nan­nten Ein­sätze einge­gan­gen wer­den, die bei aller Unter­schiedlichkeit doch Eines gemein­sam haben: Sie wer­den nation­al durch den Befehlshaber des Ein­satzführungskom­man­dos der Bun­deswehr, zzt. Gen­er­alleut­nant Rain­er Glatz, geführt. 

Nicht einge­gan­gen wird auf andere Oper­a­tio­nen, an welchen Marineper­son­al beteiligt ist und für die auch das Ein­satzführungskom­man­do ver­ant­wortlich zeich­net, zum Beispiel die Ein­sätze in Afghanistan und auf dem Balkan oder die Beobachtermissionen. 

Die Befehls­ge­bung für die meis­ten Ein­sätze deutsch­er Stre­itkräfte fol­gt, nach Erteilung eines Man­dates, ein­er klaren Struk­tur, die sich in drei Ebe­nen gliedert. 

  • An der Spitze ste­ht die Poli­tik mit dem par­la­men­tarischen Man­dat auf Grund­lage des Antrages der Bun­desregierung, hier dargestellt durch den Bun­desmin­is­ter der Verteidigung.

  • Ihm ist der Gen­er­alin­spek­teur unter­stellt, dem der Ein­satzführungsstab im Bun­desmin­is­teri­um der Vertei­di­gung (BMVg) zur Seite ste­ht. Bei­de zusam­men bilden die strate­gis­che Ebene.

  • Darunter schließt sich die oper­a­tive Ebene mit dem Ein­satzführungskom­man­do der Bun­deswehr an.

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Bildquelle: Marineforum

Dies sowie auch die nach­fol­gen­den, grund­sät­zlichen Aus­führun­gen gel­ten für alle Ein­sätze unter der Ägide des Ein­satzführungskom­man­dos, also auch die Oper­a­tio­nen in Afghanistan und auf dem Balkan. 

Die Führungsstruk­turen

Das Ein­satzführungskom­man­do der Bun­deswehr nimmt den Auf­trag der nationalen Ein­satz­pla­nung und ‑führung wahr. Dabei wer­den die Vor­gaben der poli­tis­chen Leitung im mil­itärischen Führung­sprozess in Aufträge, Befehle und Weisun­gen umge­set­zt. Deren Aus­führung fol­gt dann auf der tak­tis­chen Ebene durch die Ein­satzkontin­gente, die aber immer einem zweit­en Befehlsstrang zu fol­gen haben: Da die Ein­sätze der Bun­deswehr grund­sät­zlich im multi­na­tionalen Rah­men ablaufen, unter­ste­hen die deutschen Kontin­gente in der Regel auch einem entsprechen­den NATO‑, EU- oder UN-Hauptquartier. 

Der Auf­trag erfordert aber nicht nur die Zusam­me­nar­beit auf multi­na­tionaler Ebene, son­dern auch und primär die Zusam­me­nar­beit mit den Führungskom­man­dos von Heer, Luft­waffe, Marine, Stre­itkräfte­ba­sis und San­itäts­di­enst sowie dem Bun­de­samt für Wehrverwaltung. 

Die »Trup­pen stel­len­den Kom­man­dos« sind ver­ant­wortlich für die Vor­bere­itung ihrer per­son­ellen und materiellen Beiträge zu den Ein­satzkontin­gen­ten sowie für deren per­son­elle und materielle Durch­hal­te­fähigkeit. Die betrof­fe­nen Trup­pen­teile (bei mar­iti­men Ein­sätzen in der Regel Schiffe, Boote und Marine­fliegerkräfte) wer­den für den Ein­satz durch einen Trans­fer-of-Author­i­ty (ToA) nation­al vom Trup­pen­steller zum Ein­satzführungskom­man­do sowie multi­na­tion­al der Oper­a­tional Con­trol (OPCON) der NATO, UN oder EU unterstellt. 

OPCON für deutsche Ein­heit­en in UNIFIL wird über­tra­gen an den Force Com­man­der im UNIFIL-Haup­tquarti­er in Naquora/Libanon, für Ata­lan­ta an den Oper­a­tions Com­man­der in Northwood/Großbritannien und für OEF/M wird lediglich Tac­ti­cal Con­trol (TACON) nach US-amerikanis­ch­er Def­i­n­i­tion an den Com­man­der USNAVCENT in Bahrain übertragen. 

Mit Trans­fer-of-Author­i­ty erfol­gt die Führung nation­al aus »ein­er Hand«. Die hier beleuchteten mar­iti­men Oper­a­tio­nen wer­den seit April 2009 (Inkraft­treten der neuen Pro­jek­t­gliederung Ein­satzführungskom­man­do (siehe Grafik unten) im Auf­trag des Befehlshabers des Ein­satzführungskom­man­dos durch die »Ein­satz­gruppe Mar­itime Oper­a­tio­nen« geführt. 

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Diese ist Teil der Abteilung Ein­satzko­or­di­na­tion. Bei der Ein­satz­gruppe Mar­itime Oper­a­tio­nen gibt es für jeden der drei Ein­sätze einen desig­nierten Ein­satzführer, der als »Sin­gle-Point-of-Con­tact« von der oper­a­tiv­en Ebene »nach unten«, beziehungsweise von der tak­tis­chen Ebene »nach oben« fungiert. 

Die Ein­satz­pla­nung

Bevor aber die Kräfte in den Ein­satz ver­legen, bedarf es eines kom­plex­en Pla­nung­sprozess­es. Dieser Pla­nung­sprozess erfol­gt fähigkeits­be­zo­gen, das heißt es wird nicht ein Schnell­boot oder eine Fre­gat­te mit Feld­jägern, son­dern zum Beispiel die Fähigkeit zur See- oder Luftraumüberwachung, zum Boar­d­en von Han­delss­chif­f­en oder zur Gewahrsam­nahme von Pira­terieverdächti­gen gefordert. 

Nach Weisung des Bun­desmin­is­teri­ums der Vertei­di­gung plant das Ein­satzführungskom­man­do in enger Abstim­mung mit allen Trup­pen stel­len­den Führungskom­man­dos die einzel­nen Kontin­gente aus. Dabei wer­den zunächst im oben genan­nten Sinne oper­a­tive Fähigkeits­forderun­gen (OFF) erstellt. Die einzel­nen Fähigkeit­en wer­den durch die Trup­pen­steller im Anschluss mit Mate­r­i­al und Per­son­al unter­legt. Dieses bildet nun das deutsche Ein­satzkontin­gent. Der beschriebene Prozess wieder­holt sich im Rhyth­mus der Kontin­gen­twech­sel für jeden Einsatz. 

Die Ein­satzführung

Ein­satzführung ste­ht vor allem für die andauernde Gewährleis­tung der Ein­satzbere­itschaft und Ein­satzbe­fähi­gung der deutschen Kräfte, die einem multi­na­tionalen Kom­man­deur zur Ver­fü­gung gestellt wer­den. In der Prax­is kom­men aus dem Bere­ich Ein­satzführung die Vor­gaben für die oper­a­tiv­en, logis­tis­chen und per­son­ellen Fragestel­lun­gen der Ein­sätze. Der Ein­satzführer koor­diniert alle Kontin­gent bezo­ge­nen Angelegenheiten 

  • haus­in­tern mit den Fachabteilungen,

  • nation­al mit dem Führer des jew­eili­gen Einsatzkontingentes,

  • multi­na­tion­al mit den beteiligten Hauptquartieren,

  • admin­is­tra­tiv mit den Trup­pen­stellern sowie

  • oper­a­tiv mit dem Ein­satzführungsstab im BMVg.

Der Schw­er­punkt der täglichen Prax­is des Ein­satzführungskom­man­dos liegt rein quan­ti­ta­tiv sich­er im Bere­ich der Unter­stützungsauf­gaben. Von beson­der­er Bedeu­tung und Wichtigkeit ist aber ein weit­er­er Gesicht­spunkt: das Sich­er­stellen, das sich die Ein­sätze deutsch­er Sol­dat­en stets im Rah­men des jew­eili­gen Man­dats, des Par­la­mentsauf­trages und der deutschen Recht­sor­d­nung bewegen. 

Marineforum - Kommandogebäude (Foto PIZ EinsFüKdo)
Kom­man­do­ge­bäude
Bildquelle: PIZ EinsFüKdo

Mit anderen Worten: Das Ein­satzführungskom­man­do der Bun­deswehr ist mit dem Auf­trag der nationalen Ein­satzführung und ‑pla­nung auf der oper­a­tiv­en Ebene der »Sin­gle-Point-of-Con­tact« sowohl für die Ein­satzkontin­gente auf der tak­tis­chen Ebene als auch für die »auf Zusam­me­nar­beit angewiese­nen« Führungskom­man­dos der Teil­stre­itkräfte und mil­itärischen Organ­i­sa­tions­bere­iche. Der Auf­trag der nationalen Ein­satzführung und ‑pla­nung umfasst als wesentliche Leis­tung des Ein­satzführungskom­man­dos neben der trup­pen­di­en­stlichen Führung der Kontin­gente das Überwachen der Man­datskon­for­mität des Ein­satzes (und des fähigkeits­be­zo­ge­nen Ansatzes) deutsch­er Stre­itkräfte im Rah­men ein­er multi­na­tionalen Operationsführung. 

Damit geht es nicht allein um eine Koor­di­na­tion oder Admin­is­tra­tion von Ein­sätzen deutsch­er Stre­itkräfte, son­dern vielmehr um eine ständig laufende Auswer­tung multi­na­tionaler Oper­a­tions­pla­nun­gen – und damit um einen eigen­ständi­gen nationalen, die multi­na­tionale Oper­a­tions­führung unter­stützen­den Führungsprozess. 

Die daraus resul­tieren­den Maß­nah­men müssen daher stets im Gesamtkon­text der Auf­gaben­er­fül­lung und mit Blick auf die Gesamtver­ant­wor­tung des Befehlshabers betra­chtet wer­den. Dies bildet sich auch in der dafür im Ein­satzführungskom­man­do der Bun­deswehr ein­genomme­nen Pro­jek­tor­gan­i­sa­tion ab. Seit dem 1. April 2009 hat das Kom­man­do eine Gliederung wie in Grafik links dargestellt ein­genom­men, bei der Pla­nung, Führung und Auswer­tung jew­eils in ein­er Hand liegen. Ziel der Umgliederung war es, primär die Unter­stützung für die Ein­satzkontin­gente zu verbessern. Mit anderen Worten: Das Ein­satzführungskom­man­do hat sich mit seinem oper­a­tiv­en Kern kon­se­quent auf eine effek­tive und effiziente nationale Pla­nung und Führung der stre­itkräftege­mein­samen Ein­sätze auf oper­a­tiv­er Ebene ausgerichtet. 

Darüber hin­aus wird durch die Umstruk­turierung im Bere­ich »Ein­satzko­or­di­na­tion« die Kom­pat­i­bil­ität mit den Struk­turen des 2008 aufgestell­ten Ein­satzführungsstabes des BMVg gewährleis­tet. Die klas­sis­che NATO-Stab­sstruk­tur find­et bei den unter­stützen­den Fach­abteilun­gen Anwen­dung, was die Arbeits­beziehun­gen in den multi­na­tionalen Bere­ich hinein erle­ichtert. Zusät­zlich erle­ichtert die Anwe­sen­heit von zwölf Verbindung­sof­fizieren aus Part­ner­na­tio­nen gemein­samer Ein­sätze die Zusam­me­nar­beit im multi­na­tionalen Bereich. 

Marineforum - Operationszentrale (Foto: PIZ EinsFüKdo)
Oper­a­tionszen­trale
Bildquelle: PIZ EinsFüKdo

Aus der Oper­a­tionszen­trale (OPZ) des Ein­satzführungskom­man­dos erfol­gt die Überwachung und Darstel­lung der laufend­en Oper­a­tio­nen der Ein­satzkontin­gente 24 Stun­den täglich, 7 Tage die Woche. Auf­gabe der OPZ ist auch. 

  • die Sich­er­stel­lung des Infor­ma­tions­flusses zwis­chen den Ein­satzkontin­gen­ten und dem Ein­satzführungskom­man­do, den Trup­pen­stellern und dem Bun­desmin­is­teri­um der Verteidigung,

  • die Ein­leitung von Erst­maß­nah­men in Son­der­fällen, wie zum Beispiel bei Unfällen oder Anschlä­gen und

  • die Über­nahme der Funk­tion des Leit­fam­i­lien­be­treu­ungszen­trums nach Dienst und am Wochenende.

Im Kom­man­do­ge­bäude wird allerd­ings noch eine zweite Oper­a­tionszen­trale mit iden­tis­chem, spiegelverkehrten Lay­out und gle­ich­er IT- und Fer­n­meldeaus­rüs­tung vorge­hal­ten. Diese OPZ 2 wird im Bedarfs­fall für andere nationale Oper­a­tio­nen genutzt, ins­beson­dere für Evakuierung­sop­er­a­tio­nen für den Fall der Gefährdung deutsch­er Staats­bürg­er in Krisen­ge­bi­eten. Sie wird entsprechend der jew­eili­gen Auf­gaben­stel­lung durch vorge­plantes Per­son­al des Ein­satzführungskom­man­dos der Bun­deswehr besetzt. 

Das Ein­satzmeldewe­sen

Neben den im Wochen­ablauf fest­gelegten Führungs­ge­sprächen zwis­chen dem Befehlshaber des Ein­satzführungskom­man­dos und den nationalen Kontin­gent­führern gibt es ein vielschichtiges Infor­ma­tion­s­ge­flecht, um zeit­gerecht und detail­liert über alle wesentlichen Geschehnisse informiert zu sein. Formell wer­den durch tägliche Mel­dun­gen aus dem Kontin­gent sowie tägliche Weisun­gen in das Kontin­gent alle notwendi­gen Infor­ma­tio­nen und Anweisun­gen struk­turi­ert und kontrolliert. 

Eben­falls leg­en die Kontin­gente täglich eine aus tak­tisch-oper­a­tiv­er Sicht erstellte »Bew­ertete Mel­dung Kontin­gent« vor, die nach Auswer­tung und Bew­er­tung im Ein­satzführungskom­man­do sowie nach per­sön­lich­er Bil­li­gung durch den Befehlshaber in eine »Bew­ertete Mel­dung Ein­satzführungskom­man­do « aus oper­a­tiv-strate­gis­ch­er Sicht an den Gen­er­alin­spek­teur der Bun­deswehr umge­set­zt wird. Für dieses so genan­nte Ein­satzmeldewe­sen der Bun­deswehr wird das »Führungs-/In­for­ma­tion­ssys­tem Stre­itkräfte« genutzt. 

Die mar­iti­men Oper­a­tio­nen

Derzeit sind rund 7.000 Bun­deswehrange­hörige unter der Führung des Ein­satzführungskom­man­dos im Ein­satz. Daran sind die drei mar­iti­men Ein­sätze mit unge­fähr 540 Per­so­n­en beteiligt. Im Einzel­nen sind dies: 

OEF/Maritime mit aktuell cir­ca 90 im Ein­satz befind­lichen deutschen Sol­datin­nen und Sol­dat­en.

Der Deutsche Bun­destag hat am 3.Dezember 2009 der Ver­längerung des Ein­satzes bewaffneter Kräfte an der Oper­a­tion Endur­ing Free­dom (OEF) bis zum 15. Dezem­ber 2010 zuges­timmt, um mit mar­iti­men mil­itärischen Fähigkeit­en zur Abwehr des inter­na­tionalen Ter­ror­is­mus beizu­tra­gen. Seit 2002 beteiligt sich Deutsch­land durchge­hend an der Task Force 150 mit Schif­f­en und Booten beziehungsweise an der Task Force 57 mit Seefer­naufk­lärungs­flugzeu­gen. Sechs­mal bere­its haben deutsche Admi­rale die Task Force 150 (multi­na­tionaler Des­ig­na­tor) in See geführt, zulet­zt bis April 2009 Flot­til­lenad­mi­ral Brinkmann auf der Fre­gat­te MECKLENBURG-VORPOMMERN. Dem Führer deutsches Ein­satzkontin­gent OEF, dem Com­man­der Task Group 500.01 (nationaler Des­ig­na­tor), aktuell ein Fre­gat­tenkapitän der Marine­flieger, unter­ste­ht das Mar­itime Patrol Air­craft Detach­ment (MPA Det.) in Dji­bouti eben­so, wie die dort zur logis­tis­chen Unter­stützung deutsch­er Ein­heit­en am Horn von Afri­ka betriebene »Deutsche Verbindungs- und Unter­stützungs­gruppe« (DVUG).Auch unter­ste­ht ihm das deutsche Verbindungsper­son­al im Haup­tquarti­er des USNAVCENTCOM in Bahrain. Der deutsche Kräfte­beitrag für das mit­tler­weile 21. deutsche Ein­satzkontin­gent OEF(M) beste­ht aktuell aus ein­er P3‑C Ori­on des Marine­fliegergeschwaders 3 »Graf Zep­pelin« in Nord­holz. Dieser Seefer­naufk­lär­er teilt sein Ein­satzflugstun­denkontin­gent mit der EU NAVFOR Soma­lia Oper­a­tion Ata­lan­ta, die bekan­ntlich teil­weise im sel­ben Seege­bi­et operiert. 

Die TF 150 wird derzeit durch einen aus­tralis­chen Com­modore geführt (zwis­chen den Natio­nen rotieren­der Dien­st­posten), die TF 57 durch einen US Cap­tain (an USA gebun­den­er Dien­st­posten). Bei­de unter­ste­hen dem US amerikanis­chen Vice Admi­ral Gort­ney, COM US NAVCENT und Com­man­der Com­bined Mar­itime Force (COM CMF). 

UNIFIL mit derzeit cir­ca 250 im Ein­satz befind­lichen deutschen Sol­datin­nen und Sol­dat­en.

Der Deutsche Bun­destag hat am 20. Sep­tem­ber 2006 beschlossen, dass die Bun­desre­pub­lik Deutsch­land sich mit mil­itärischen Fähigkeit­en an der Unit­ed Nations Inter­im Forces In Lebanon (UNIFIL) beteiligt. Auf­trag ist es, den libane­sis­chen Küsten­bere­ich zu überwachen und somit ille­gale Waf­fen­trans­fers über See in den Libanon, gemäß UN-Sicher­heit­sres­o­lu­tion 1701, zu ver­hin­dern. Dieses Man­dat wurde zulet­zt am 3. Dezem­ber 2009 bis zum 30. Juni 2010 verlängert. 

Wesentliche Anteile dieser Fähigkeit­en wer­den durch die Teil­stre­itkraft Marine für den Ein­satzver­band UNIFIL Task Group (TG) 500.03 (nationaler Des­ig­na­tor) sichergestellt. Aktuell set­zt sich die TG 500.03 aus dem Ten­der MOSEL, dem Minen­jagdboot KULMBACH sowie dem Hohlstablenk­boot AUERBACH I. OPF zusam­men. Der Kom­man­deur Deutsches Ein­satzkontin­gent UNIFIL, ein Fre­gat­tenkapitän, hat das Kom­man­do über die Task Group 500.03 inne. An der Mar­itime Task Force 448 (MTF 448 – multi­na­tionaler Des­ig­na­tor) beteili­gen sich außer­dem – unter dem Kom­man­do des ital­ienis­chen Rear Admi­ral San­dal­li – noch eine ital­ienis­che Fre­gat­te (Flag­gschiff), eine türkische Fre­gat­te sowie ein griechis­ches Schnell­boot. Deutsch­land stellt tra­di­tionell die stärk­sten Kräfte in der Mar­itime Task Force 448. 

Bis 30. Novem­ber 2009 stellte Deutsch­land zum vierten Mal den Com­man­der Mar­itime Task Force, zulet­zt war dies Flot­til­lenad­mi­ral Mannhardt an Bord seines Flag­gschiffes, der Fre­gat­te SCHLESWIG-HOLSTEIN. Die Aktuelle Weisungslage ist, die deutsche Beteili­gung an der MTF UNIFIL bis zum 30. Juni 2010 im Umfang von zwei Minen­ab­wehrfahrzeu­gen, ein­er Unter­stützungsplat­tform und Unter­stützungse­le­menten fortzuset­zen. Der Ein­satzver­band stützt sich während des Ein­satzes im Rah­men von UNIFIL haupt­säch­lich auf den Hafen Limas­sol auf Zypern und das dort angelegte logis­tis­che Verbindungskom­man­do ab, dem unter anderem auch Kom­po­nen­ten der Führung­sun­ter­stützung und des Mil­itärischen Nachricht­en­we­sens zuge­ord­net sind. Die deutschen Kräfte in der Oper­a­tion UNIFIL bilden mit Stand April 2010 das 11. deutsche Ein­satzkontin­gent UNIFIL

Weit­er­hin wer­den Kräfte zur Ver­wen­dung in den zur Führung von UNIFIL gebilde­ten Stäben und Haup­tquartieren ein­schließlich der Kräfte zur Unter­stützung der Führungs­fähigkeit einge­set­zt. Im Ein­satzge­bi­et gehören hierzu das deutsche Verbindungse­le­ment im Force Head­quar­ter (FHQ) in Naquo­ra im Libanon sowie ein Verbindung­sof­fizier im Stab des CTF 448 auf dessen Führungsplat­tform. Force Com­man­der für alle Kräfte – auch der Land­stre­itkräfte – der UN im Libanon ist der spanis­che Gen­eral­ma­jor Alber­to Asar­ta Cuevas. 

EU NAVFOR Soma­lia – Oper­a­tion Ata­lan­ta mit cir­ca 230 im Ein­satz befind­lichen Sol­datin­nen und Sol­dat­en.

Der Deutsche Bun­destag hat am 19. Dezem­ber 2008 beschlossen, sich mit einem sig­nifikan­ten Beitrag an der Bekämp­fung der Pira­terie vor der Küste Soma­lias im Rah­men der EU-geführten Oper­a­tion Ata­lan­ta zu beteili­gen. Der Auf­trag leit­et sich aus den UN-Sicher­heit­srat­sres­o­lu­tio­nen 1816, 1838, 1846 (2008) und 1897 (2009) ab und umfasst ins­beson­dere fol­gende Aufgaben: 

  • Gewährung von Schutz für die Schiffe des Wel­ternährung­spro­gramms unter anderem durch die Präsenz von bewaffneten Kräften an Bord dieser Schiffe, ins­beson­dere wenn sie die Hoheits­gewäss­er Soma­lias durchqueren;

  • Im Einzelfall und bei Bedarf Schutz von zivilen Schif­f­en im Operationsgebiet;

  • Überwachung der Gebi­ete vor der Küste Soma­lias, ein­schließlich der soma­lis­chen Hoheits­gewäss­er, die Gefahren für mar­itime Tätigkeit­en, ins­beson­dere des Seev­erkehrs, bergen;

  • Durch­führung der erforder­lichen Maß­nah­men, ein­schließlich des Ein­satzes von Gewalt, zur Abschreck­ung, Ver­hü­tung und Beendi­gung von seeräu­berischen Hand­lun­gen oder bewaffneten Raubüber­fällen im Operationsgebiet;

  • Auf­greifen, Fes­thal­ten und Über­stellen von Per­so­n­en, die im Ver­dacht ste­hen, seeräu­berische Hand­lun­gen oder bewaffnete Raubüber­fälle began­gen zu haben sowie Beschlagnahme der Seeräu­ber­schiffe, der Aus­rüs­tung, der erbeuteten Güter und gegebe­nen­falls ander­er für eine mögliche Strafver­fol­gung rel­e­van­ten Beweis­mit­tel. Diese Maß­nah­men erfol­gen im Hin­blick auf eine eventuelle Strafver­fol­gung durch Deutsch­land, andere Mit­glied­staat­en der EU oder auf­nah­me­bere­ite und zur Strafver­fol­gung bere­ite Drittstaaten.

Das Bun­destags­man­dat wurde am 17. Dezem­ber 2009 um ein weit­eres Jahr ver­längert. Der CTG 500.05 (nationaler Des­ig­na­tor) ist in der Regel der Kom­man­dant der am Horn von Afri­ka im Ein­satz ste­hen­den Fre­gat­te. In Anpas­sung an den Auf­trag und die Auf­gaben wird die Besatzung der Fre­gat­te durch ein Ves­sel-Pro­tec­tion-Detach­ment, ein Board­ing-Sicherungs-Team, Feld­jäger, einen Sprach­mit­tler sowie eine erweit­erte Bor­d­facharzt­gruppe mit der Befähi­gung zur Not­fallchirurgie ver­stärkt. Dem Kom­man­deur des deutschen Ein­satzkontin­gents Ata­lan­ta ste­ht ein Rechts­ber­ater- Stab­sof­fizier (Volljurist) an Bord zur Seite. Aktuell befind­et sich mit Fre­gat­te EMDEN das 4. deutsche Kontin­gent EUNAVFOR Ata­lan­ta im Ein­satz. Deutsch­land war bis­lang durchge­hen­der und stärk­ster Trup­pen­steller für diesen ersten mar­iti­men Ein­satz der Europäis­chen Union. Im Früh­som­mer 2009 operierten bis zu fünf deutsche Ein­heit­en in der Oper­a­tion Atalanta. 

In See wird die Task Force 465 (TF 465- multi­na­tionaler Des­ig­na­tor) durch den Force Com­man­der im vier-monati­gen Wech­sel – aktuell durch einen Schwe­den – geführt. Im Stab des Force Com­man­ders leis­ten zwei deutsche Marineange­hörige Dienst. Darüber ste­ht das Oper­a­tions Head­quar­ter der EU in North­wood bei Lon­don. Dem dor­ti­gen Oper­a­tions Com­man­der – der stets durch die Roy­al Navy gestellt wird – ste­ht ein Stab zur Seite, der eben­falls durch zwölf Bun­deswehrange­hörige ver­stärkt wird. Im 2. Hal­b­jahr 2009 beset­zte Deutsch­land den Stel­lvertre­tenden Oper­a­tions Com­man­der in Per­son des Flot­til­lenad­mi­rals Käh­ler. Auch im 2. Hal­b­jahr 2010 wird der Stel­lvertre­tende Oper­a­tions Com­man­der wieder durch Deutsch­land besetzt. 

Gegen­wär­tig wird die Oper­a­tion mit sieben angezeigten Ein­satzflü­gen pro Monat durch die der Oper­a­tion Endur­ing Free­dom angezeigte deutsche P3‑C Ori­on auch aus der Luft unterstützt. 

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