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Das Schiff in der Hand von Terroristen eignet sich zum Angriff wie zu illegalen Transporten von Menschen, Waffen und Drogen. Dabei zählt der Drogenhandel als eine der Finanzquellen. Das erfolgreiche »Geschäftsmodell« der somalischen Piraten einerseits und die bekannten Schwierigkeiten, der Piraterie dort Herr zu werden, können als Ermutigung angesehen werden, die »Weichstelle« Seeverkehr anzugreifen. Die alliierte Seeraumüberwachung am Horn von Afrika und im Mittelmeer, wo ständig rund 100 Schiffe mit illegalen, kriminellen oder terroristischen Tätigkeiten vermutet werden, dient der Erfassung derartiger Verkehre. Terrororganisationen haben Zugriff auf maritime Fachleute, Fähragenten und Mittelsmänner sowie Seeleute unter den rd. 1,2 Mill. internationalen Seeleuten, von denen die meisten aus Ländern der Dritten Welt stammen. Es ist kein Geheimnis, dass gefälschte Zeugnisse den Zugang zu maritimen Arbeitsplätzen eröffnen. Zukünftig dürfte noch der Griff nach Massenvernichtungswaffen und ihren Trägern drohen. Damit gilt: Terror (und Kriminalität) können Weit reichende Folgen für die westlichen liberalen Gesellschaften in ihrer maritimen Abhängigkeit haben.
Im Jahre 2002 ging der bis dahin fürs Maritime zuständige Al Qaida Führer Abdulrahmin Mohammed Abda, genannt »Prince of the Sea« im Jemen den Verfolgern ins Netz. Videotapes und Training Manuals über maritime Operationen wurden 2004 in Afghanistan gefunden. Es gibt Hinweise auf Taucherausbildung und Trainingsaktivitäten von islamistischen Gruppen. Querverbindungen zu den Tamil Tigers (Sri Lanka), die auf dem Sektor von Speedbooten und Waffennachschub über See erfolgreich waren sowie zum Regime in Nordkorea drängen sich auf.
Der Schulterschluss zwischen Piraten, Warlords, Waffen- und Drogenhändlern und Terroristen wird immer wahrscheinlicher. Schließlich ist nicht auszuschließen, dass die wankenden Staaten der Krisenregionen wie z.B. Pakistan, Sudan, Jemen und Kenia zu neuen Hochburgen des Terrorismus werden. Der Konflikt internationalisiert sich.
Allerdings sind terroristische Akte auf See planerisch, logistisch und finanziell schwieriger auszuführen als vergleichbare Szenarien an Land. Große Schiffe sind ein komplexes durchaus überlebensfähiges Bauwerk, das durch wasserdichte Schotten, Feuerlöscheinrichtungen und Überwachungstechnik und eigenes geschultes Personal zumindest auf See relativ gut geschützt ist. Diese Sicherungen können mit massiver Gewalt von außen, durch einen Überraschungscoup von innen sowie durch Geiselnahme überwunden werden. Allerdings dürften die wenigsten Terroristen über die notwendigen Erfahrungen mit den Bedingungen auf See, Navigation sowie in der Handhabung eines Schiffes verfügen, um einen solchen Anschlag durchzuführen. Aber so, wie man Flugzeugführer schulen kann, lässt sich auch das nötige maritime Know-how erwerben.