Wirtschaftliche Bedeutung:
“Die ASEAN war im August 1967 als politisches Forum aus der Taufe gehoben worden, um die Stabilität in Asien zu fördern. Seit Beginn der neunziger Jahre entwickelt sich die inzwischen auf zehn Mitglieder angewachsene Gruppe zunehmend zu einem Wirtschaftsbündnis, das wie die Europäische Union zu einem Binnenmarkt (ASEAN Economic Community) zusammenwachsen will.” (Quelle: Wirtschaftswoche, 23.08.2006)
Die Lage zwischen den beiden asiatischen Riesen — Inden und China — sowie dem zur westlichen Hemisphäre zu rechnenden Australien prägt bis heute die Geschicke der ASEAN-Staaten. Im Wettrennen um Investitionen bieten China und Indien mit ihren Menschenmassen den größeren Markt, und Australien kann dank seines westlichen Regelwerks die scheuen Investoren für sich gewinnen, die den Sprung in eine andere Kultur, in andere Sprache, Schrift und Mentalität scheuen. Lediglich Singapur — die Verkehrsdrehscheibe im Herzen der Asean-Staaten — kann noch richtig mithalten. Die Staatsregierung wirbt besonders um Investoren, die den chinesischen Martk erobern wollen — aber wegen der Unsicherheit um Plagiate und Urheberrechtsschutz den Sprung nach China selbst nicht wagen. Im “Ringen um Einfluss” scheint derzeit China “die Nase vorne” zu haben: nicht nur, dass eine chinesische Bevölkerungsgruppe die Wirtschaft in vielen ASEAN-Staaten dominiert, und dann (natürlich) ein Wirtschaftsaustausch vor allem mit den Verwandten im Mutterland erfolgt — darüber hinaus nützt China auch die geographische Lage, um vor allem die Länder am Mekong durch entsprechende Investitionen in der Infrastuktur näher mit südchinesischen Provinzen zu verbinden. Der Mekong als schiffbarer Handelsweg bietet sich dabei an. Darüber hinaus wude im April 2008 eine vo China initiierte und gebaute vierspurige Autobahn eröffnet, mit der Bangkok und und das chinesische Kunming verbunden werden. Der Autobahnbau auf früheren Schmugglerrouten und Pferdetrails ist das Rückgrat eines Netzwerks an Straßen, des “north-south-economic-corridors”, mit einer Länge von übe 1100 Meilen, das Burma (Myanmar), Thailand, Kambodscha, Vietnam und Laos mit China verbinden wird — und damit der moderne Nachfolger des legendären “Ho-Tschi-Minh-Pfades” und der “Burma-Straße” gleichermaßen. Lediglich der fehlende Brückenau über den Mekong stellt derzeit für Fernreisende und Fracht (noch) ein zeitraubendes Hindernis an der Grenze zwischen Laos und Thailand dar.
Dabei brauchen die ASEAN-Staaten den Vergleich mit den Schwergewichten der Nachbarschaft nicht zu scheuen. Ein gemeinsamer Markt von — demnächst — 570 Millionen Menschen, die ab 2015 einen “Einheitsmarkt” bilden und ohne Handelsschranken besehen, ein Markt, der das ungeheure Entwicklungspotential von Laos (pro Kopf Einkommen v. 1.750,- Dollar in 2007) an der chinesischen Grenze oder Kambodscha (66 % der Bevölkerung haben die Armutsgrenze überschritten und damit auch wirtschaftlich das Pol Pot-Regime überwunden) und die Entwicklung von Singapur (pro Kopf Einkommen von 24.500,- Dollar in 2007) und Malaysia (nur 0,2 % der Bevölkerung leben won weniger als einem Dollar am Tag) vereint, bietet für jeden Investor gute Chancen. Ganz egal, ob einfache Haushaltsgeräte und Billigtextilien oder High-tech — die Bürger de ASEAN-Staaten können alles gebrauchen, und eine Investition in der Region erlaubt den unmittelbaren Marktzugang — und den Sprung in die asiatischen Nachbarstaaten China und Indien, die sich ebenfalls um eine gemeinsame Freihandelszone mit den ASEAN-Staaten bemühen.
Auslandsinvestitionen: 2005: 38 Mrd. $ (zum Vergleich: China 50 Mrd. $)
Im ersten Quartal 2007 wurden Auslandsinvestitionen in Höhe von 14 Mrd. $ in den ASEAN-Raum vorgenommen, fast 10 % mehr als im Vergleichsquartal des Jahres 2006. Und im Jahr 2006 sind die Auslandsinvestitionen gegenüber dem Jahr 2005 bereits um 27 % gewachsen, auf insgesamt 52 Mrd. $. Zahlen, die für ein massives Vertrauen in die Zukunft der Region sprechen — und Japan ist zugleich auch größter Auslandsinvestor. Japan, so scheint es, befindet sich mit China in einem Wettbewerb um wirtschaftlichen Einfluss in den ASEAN-Staaten.
Mit einem Handelsvolumen von 160 Milliarden Dollar ist Japan vor den USA größter Handelspartner der ASEAN-Staaten mit einem Zuwachs von 50 % im Vergleich zum Vorjahr (Stand: August 2007).
“Asien-Pazifik ist die größte und dynamischste Wachstumsregion der Welt. Die 1967 gegründete Regionalvereinigung ASEAN (Association of South East Asian Nations), die zehn Länder Südostasiens vereint — Brunei, Indonesien, Malaysia, Philippinen, Singapur, Thailand, Vietnam (1995), Laos (1997), Myanmar (1997), Kambodscha (1999) — kann dabei bei einem Wachstum von über 4,5 Prozent mit dem “Klassenbesten” China durchaus schritthalten.”
(Quelle: IXPOS Aussenwirtschaftsportal 01.09.2004)
“Das Potenzial der ASEAN-Staaten ist nach den Finanzkrisen von 1997 und angesichts des wirtschaftlichen Aufstiegs Chinas und Indiens möglicherweise unterschätzt worden; ingesamt hat dieser Wirtschaftsraum jedoch eine vielversprechende Zukunft. Die ASEAN‑5 bieten attraktive Geschäfts‑, Außenhandels‑, Absatz- und Investitionschancen. Die unterschiedliche Struktur der ASEAN-5-Staaten ermöglicht Synergieeffekte und Chancen .…
Die Lohnkosten sind besonders in Indonesien und auf den Philippinen attraktiv. Malaysia und Thailand bieten komparative Vorteile in der Elektronikindustrie und im Automobilbereich, während Singapur aufgrund seiner sehr guten Infrastruktur und hohen Governance-Qualität als regionale Drehscheibe und Finanzplatz ebenfalls einen wichtigen Status genießt.
Die ASEAN‑5 sind mit Blick auf die Zukunft besonders als alternative Standorte für die Industrie und den Dienstleistungsbereich, aber auch als potenzielle Märkte attraktiv. Um die wirtschaftliche Integration und Zusammenarbeit zu stärken, wurden z. B. die ASEAN-Freihandelszone und die Chiang Mai-Initiative gegründet sowie die Asia Bond Funds aufgelegt. Mit wachsenden Handelsvolumen und zunehmender Mobilität von Kapital und Arbeitskräften steigen auch wirtschaftliche Produktivität und Effizienz.”
(Quelle: Deutsche Bank — www.dbresearch.com — 2006/09).
Nachdem die „Tigerstaaten auf dem Sprung“ waren, ist zwar kurz vor der Jahrtausendwende eine erhebliche Rezession zu verzeichnen gewesen, was sicher auch Auslöser für die Unruhen vor allem in Indonesien und auf den Philippinen war.
Die Weltwirtschaftskrise hat vor allem auch die ASEAN-Staaten gebeutelt, die Investitionen westlicher Industrieländer waren von 1997 bis 2003 um 2/3 zurückgegangen.
Inzwischen scheint die Konjunktur der Tigerstaaten allerdings — sicher auch im Schlepptau des chinesischen Booms — wieder anzuspringen, wie die im April veröffentlichten Ergebnisse und Prognosen des gemeinsamen BIP aller ASEAN-Staaten zeigt.
Risiken für den Aufschwung bestünden — so haben die Finanzminister der Staaten in einer Abschlusserklärung ihrer Jahrestagung in Singapur Anfang 2004 angegeben — vor allen in unausgeglichenen Leistungsbilanzen und Haushalten der Industrieländer (vor allem auf die Defizitäre US-Haushaltspolitik und schwächelnde europäische Staaten gemünzt) und in der Volatilität der Finanzmärkte (was auf Antwort auf den Druck westlicher Länder gilt, asiatische Währungen — vor allem den chinesischen Yuan — aufzuwerten).