Anti-Terror Übung Bildquelle: US Navy |
Die Abkürzung SEAL steht für SEa-Air-Land, und betont die Vielseitigkeit der Navy Kommandos, die über und unter Wasser sowie an Land operieren und ihr Einsatzgebiet auch aus der Luft (Fallschirm oder Hubschrauber) erreichen können. Vor allem ihre einzigartigen Fähigkeiten auf dem Bereich »Verdeckter Anmarsch« unter oder über Wasser setzen SEALs von den Spezialkräften der übrigen TSK ab und öffnen den Zugang zu Regionen, die anderen Spezialkräften eventuell verschlossen bleiben.
Das Aufgabenspektrum der SEALs umfasst Guerillakrieg, Antiguerilla und Anti- Terror-Einsätze, Geiselbefreiung; handstreichartige »Direct Action« Angriffe zwecks Zerstörung von Punktzielen, Flugfeldbesetzung, u.ä. sowie Fernspäheinsätze und Sabotage hinter feindlichen Linien. Marinespezifische Aufgaben sind: Aufklärung, Sabotage und Sabotagebekämpfung auf und unter Wasser, auf hoher See sowie in Binnengewässern und an Hafenanlagen; Erkundung im Vorfeld amphibischer Landungen; Einnahme von Hafen- und Offshoreanlagen; heimliches Entern im Hafen oder auf hoher See, um feindliche Schiffe zu übernehmen oder gekaperte Schiffe zu befreien.
Die Vielseitigkeit der SEALs ermöglicht es ihnen, Aufgaben zu übernehmen, die nicht in ihren primären Aufgabenbereich fallen oder für die sie nicht direkt ausgebildet sind. So erhielten SEALs vor 2001 keine Gebirgsjägerausbildung, aber eine ausführliche Kletterausbildung, um Gebäude, Ölplattformen und Schiffe zu entern. Aus dem Stand heraus erklommen sie 2001/2002 steile Gebirgswände in Afghanistan. Aufgrund ihres ständigen Konditionstrainings konnten sie übergangslos in mehr als 3.000 Metern Höhe ohne Behinderung arbeiten.
Ausbildung in Alaska |
Anpassungsfähigkeit und Leistungsspektrum sind das Ergebnis einer extrem harten Ausbildung. Rund dreiviertel der Anwärter scheiden vorzeitig aus. Die 30-wöchige SEAL- Grundausbildung umfasst u.a. einen siebenwöchigen Kampftaucherkurs, eine neunwöchige Ausbildung in Landkriegsführung und eine dreiwöchige Fallschirmausbildung. Anschließend folgt eine 15-wöchige Fortgeschrittenen- ausbildung, die u.a. auf den Einsatz in verschiedenen Topografien und Klimazonen vorbereitet. Diese Fortgeschritten- ausbildung bereitet die Kommandos aber auch intensiv auf realistische Einsätze jeglicher Art vor und schärft die Fähigkeit zur Aktion in Kleinverbänden unter Extrembedingungen. Erst dann werden die frisch qualifizierten Kommandos einem SEAL-Team zugeteilt.
Doch auch in den Einsatzverbänden wird der Schwerpunkt auf ständiges Üben und ständige Fortbildung gelegt. Das Close Quarters Combat (CQC) Ausbildungsgelände für NSWG 2 ermöglicht beispielsweise scharfes Schieß- und Einsatztraining im urbanen wie im maritimen Umfeld. Die Wände haben einen Plastiküberzug, der Geschosse absorbiert, um die Gefahr durch Querschläger beim Gefechtsschießen zu verhindern. Das dreistöckige Gebäude hat 16 Räume mit versetzbaren Wänden, um möglichst vielfältige Einsatzbedingungen darstellen zu können. Das dritte Stockwerk ist als Schiffsbrücke konfiguriert und ermöglicht auch das Entern aus der Luft. Mehr als 120 Kameras zeichnen jede Bewegung aus jedem Winkel für die spätere Auswertung auf.
Wenn sie keinen festen Auftrag an Land haben, fahren SEAL-Entsendungskommandos und ihre Ergänzungsdetachements regelmäßig auf amphibischen Kriegsschiffen sowie auf Unterseebooten mit. Amphibische Schiffe sind bestens ausgerüstet, um Schnellboote und Mini-Unterseeboote der SBT-Schnellboot-Detachements und der SDV-Detachements mitzuführen und auszusetzen.
Einsatz mit einem PEGASUS MK 5 Fast Insertion Craft Bildquelle: US Navy |
Jagd-Unterseeboote können SEALs noch näher unbemerkt an ihr Einsatzziel heranführen. SEALs und ihre SDV-Teams können auf verschiedene Weise das U‑Boot verlassen – als Schwimmer über seitliche Außenluken in flutbaren Kammern oder mit Schlauchboot oder Mini-U-Boot über einen Druckkammeraufsatz (Dry Deck Shelter), der über der Luke achtern des Turms montiert wird. Die U‑Boote der VIRGINIA-Klasse wurden sogar ausdrücklich mit Vorbedacht auf den SEAL-Einsatz entworfen. Achtern vom Turm befindet sich eine Flutkammer mit Taucherschleuse, die bis zu 9 Kampfschwimmer gleichzeitig aufnimmt. Dies erlaubt das Aussetzen bzw. die Wiederaufnahme eines kompletten 16-köpfigen SEAL-Zugs in nur zwei Flutvorgängen. Am Turm sind 8 Kammern zur Aufbewahrung von SEAL-Ausrüstung (z.B. Taucherschlitten) extern zugänglich.
Die Lenkwaffenunterseeboote (SSGN) der OHIO Klasse können sogar 66 SEALs samt Ausrüstung mitführen. Auf dem Oberdeck können ein oder zwei DDS montiert werden. Alternativ können SEALs samt Taucherschlitten über leere Raketenrohre abgesetzt und wieder aufgenommen werden. Weitere leere Rohre können für die Unterbringung von Ausrüstung (u.a. Taucherschlitten, Schlauchboote, Minen) verwendet werden. Im Bug des Bootes wird eine Einsatzleitzentrale eingerichtet, von der aus monatelang der SEAL-Einsatz geführt werden kann. Dies gilt auch für Kommando-Einsätze an Land, selbst in mehreren Hundert Kilometern Entfernung von der SSGN. Die OHIO-SSGN dient den SEALs auch als Logistikbasis. Noch wesentlicher: Das Boot bildet einen operativen Verbund mit den SEALs. Aufklärungs-UUV und ‑UAV der SSGN unterstützen die Kommandos. SEALs können ihrerseits ggf. Ziele für die Tomahawk Marschflugkörper des U‑Bootes identifizieren. Schließlich können Marschflugkörper oder andere Lenkwaffen des U‑Bootes kurzfristig zur taktischen Unterstützung der Kommandos eingesetzt werden.
Es gibt gegenwärtig acht reguläre SEAL-Teams der aktiven Navy. Je vier aktive SEAL-Teams sind im Bereich der Pazifikflotte bzw. der Atlantikflotte stationiert, doch sind alle SEAL-Einheiten für globale Einsätze ausgebildet.
SEAL-Teams werden durch einen Commander (Fregattenkapitän) geführt. Ein Team hat circa 300 Soldaten und umfasst ein Führungselement, drei Trupps, sechs Züge und eine Unterstützungskompanie.
Trupps werden durch einen Lieutenant Commander (Korvettenkapitän) geführt und haben eine vierköpfige Führungsabteilung. Ihre Aufgabe ist Einsatzplanung und ‑koordination. Jedem Trupp unterstehen zwei Platoons (Züge) als eigentliche Einsatzverbände.
Jeder SEAL-Zug besteht aus 16 Mann inklusive drei Offizieren. Zugführer ist ein Lieutenant (Kapitänleutnant).Einsätze werden i.d.R. durch 16‑, 8- oder 4‑Mann-Abteilungen durchgeführt. Während der Entsendungen werden i.d.R. die sechs Züge des Teams an verschiedenen Bereichen (teilweise an Land, teilweise auf See) der Einsatzregion abgesetzt.
Außerhalb der regulären SEAL-Struktur steht die Einheit DEVGRU mit Sitz auf dem Stützpunkt Dam Neck, Virginia. Obwohl alle SEAL-Teams eine Anti-Terror-Fähigkeit besitzen, ist DEVGRU darauf spezialisiert. Neben offensiven Einsätzen (Geiselbefreiung, Festnahme/Tötung von Terroristen) vor allem im maritimen Umfeld führt die Einheit auch verdeckte Aufklärung im urbanen Umfeld durch. Während der 1990er Jahre wurde die Einheit beauftragt, im NATO-Rahmen mutmaßliche Kriegsverbrecher auf dem Gebiet des ehemaligen Jugoslawiens auszuspüren und festzunehmen.
Die vertrauliche Personalstärke wird auf circa 200 geschätzt. Neue Mitglieder werden ausschließlich von anderen SEAL-Teams rekrutiert und haben mindestens sechs Dienstjahre beim NSW. Sie durchlaufen eine siebenmonatige Spezialausbildung; rund die Hälfte scheitert und kehrt zur alten Einheit zurück. Diese (im Gegensatz zu den anderen SEAL-Teams) von einem Kapitän geführte Truppe soll in vier Einsatzgruppen unterteilt sein und – im Gegensatz zu den anderen SEAL-Teams – über eine eigene Lufttransportabteilung mit HH-60H Hubschraubern verfügen.