FRANKREICH
Der Stapellauf des Typschiffes „Loire“ setzt einen Meilenstein bei der Erneuerung der Unterstützungskomponente der französischen Marine.
Nach Mehrzweckschiffen B2M (Batiment Multi-Mission – B2M) hatte das Verteidigungsministerium 2015 zunächst zwei, ein Jahr später dann weitere zwei BSAH (Batiments de Soutien et d’Assistance Hauturier) bestellt. Die Auftragsvergabe war eigentlich schon 2012 erwartet worden, aber zunächst gab es Budgetprobleme, und dann scheiterte eine erste Ausschreibung, weil keines der Angebote im vorgegebenen Kostenrahmen lag. Schließlich erhielt das Kership-Konsortium aus DCNS (heute Naval Group) und Piriou bei einem Stückpreis von 40 Millionen Euro den Zuschlag.
Die nun am 1. Juni bei Piriou (Concarneau) zu Wasser gelassene „Loire“ und das erste Schwesterschiff „Rhone“ sollen 2018 geliefert werden, „Seine“ und „Garonne“ dann 2019 das Vorhaben abschließen.
Die Neubauten sollen in Brest und Cherbourg ältere Hochseeschlepper ersetzen. Designvorlage der 70-m-Schiffe (2.700ts) sind kommerzielle Offshore Support Vessel. Sie können auf einer Ladefläche auf dem Achterschiff Container (Einsatzmodule) mitführen und mit einem bordeigenen 12-t-Kran auch selbst be- und entladen. Spezielle Laderäume sind für Waffen und Munition vorgesehen. Neben den 17 Mann Stammbesatzung können weitere 12 Personen (z.B. Taucher, aber auch Kommandotruppen) eingeschifft werden. Ein 8‑m-Arbeitsboot findet an Bord ebenso Platz wie Feuerlöschausrüstung und „Sonderausstattung zur Unterstützung von Unterwasser-Operationen“. Im Einsatz als Schlepper sind die BSAH dafür ausgelegt, auch die strategischen U‑Boote der LE TRIOMPHANT-Klasse, ja sogar den Flugzeugträger CHARLES DE GAULLE auf den Haken zu nehmen. Ihre Seeausdauer ohne Nachversorgung wird mit 30 Tagen angegeben.
Das Einsatzspektrum schließt auch Search & Rescue und Umweltschutz ein, aber bei den genannten Fähigkeiten wird klar, dass die BSAH vor allem auch dafür gedacht sind, den Flugzeugträger CHARLES DE GAULLE, amphibische Verbände oder U‑Boote (Special Forces) in einen Einsatz zu begleiten.
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ITALIEN
Fincantieri hat auf seiner Werft in Castellammare di Stabia (südlich Neapel) mit dem Bau eines neuen Hubschrauberträgers (LHD — Landing Helicopter Dock) für die italienische Marine begonnen.
Der 2022 zu liefernde Neubau soll den mehr als 30 Jahre alten Flugzeugträger (inzwischen als Hubschrauberträger re-klassifiziert) „Garibaldi“ ersetzen.
Das etwa 200m lange, 20.000-ts verdrängende „amphibische Mehrzweckschiff“ kann in einem Dockteil oder in seitlichen Veranden vier kleinere Landungsboote (LCM) mitführen. Bei verfügbarer Hafeninfrastruktur kann auch an einer Pier über Rampen am Heck und an den Seiten be- und entladen werden. Das Flugdeck bietet Landeflächen für sechs mittlere Transporthubschrauber; insgesamt sollen bis zu 15 Hubschrauber an Bord Platz finden. Neben 300 Mann Besatzung können mehr als 700 weitere voll ausgerüstete Soldaten (oder auch Personal ziviler Hilfsorganisationen) eingeschifft und über größere Entfernungen transportiert werden. Ein kombinierter Diesel-/Gasturbinenantrieb (CODOG) soll dabei Höchstgeschwindigkeiten von 25 Kn ermöglichen.
Militärischer Hauptauftrag wird strategischer Seetransport, Kriseneinsatz, sowie die Unterstützung von Landtruppen von See her. Von Beginn an ist aber auch eine zivile Einsatzkomponente geplant, und das Schiff wird denn auch nicht ausschließlich aus dem Verteidigungsbudget finanziert. In humanitären Nothilfe-Einsätzen soll es zivilen Organisationen z.B. als voll ausgerüstetes schwimmendes Hospital (Intensivstation mit 28 Betten) dienen, Trinkwasser und Strom (2.000 kW) bereitstellen, oder Fahrzeuge und Material transportieren.
Mit dem ersten Stahlschnitt für den Hubschrauberträger sind nun alle drei Komponenten der 2015 mit dem „Stabilitätsgesetz“ beschlossenen Flottenerneuerung (Gesamtumfang 5,3 Mrd. Euro) im Bau. Schon Anfang 2016 hatte Fincantieri in Riva Trigoso (bei Genua) mit dem Bau des neuen Logistic Support Ship (LSS) „Volcano“ begonnen, das 2019 geliefert werden soll. Im Mai dieses Jahres legte die Werft dann in Muggiano (La Spezia) das erste von sieben ab 2021 zu liefernden Mehrzweck-Hochsee-Wachschiffen (Pattugliatori Polivalenti d’Altura — PPA) auf Kiel.
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NIEDERLANDE
Bei der niederländischen Marine kündigt sich ein routinemäßiger, umfassender Führungswechsel an.
An der Spitze der Marine tritt der bisherige stellvertretende Marinechef Konteradmiral Rob Kramer (mit Beförderung zum Vizeadmiral) die Nachfolge des zu pensionierenden Marinechefs Generalleutnant (Marineinfanterie) Rob Verkerk an; mit „Zweithut“ wird er zugleich Admiral BeNeLux. Mit Rob Kramer wechselt die Führung der Marine turnusmäßig nun wieder von einem Marineinfanteristen zu einem Seefahrer, in dessen Laufbahn sich zahlreiche Bordverwendungen finden. U.a. erhielt er 2006 das Kommando über die Fregatte „Evertsen“, mit der er auch den ersten niederländischen Anti-Piraterie-Einsatz vor Somalia fuhr. 2014 übernahm er als „Flottenchef“ den Befehl über die Netherlands Maritime Force, bevor er dann 2016 in das Amt des Deputy Commander Naval Forces berufen wurde.
Sein Nachfolger im Amt wird der Kommandeur der Marineinfanterie und Chef der Operationsabteilung im Marinestab, BrigGen (Marineinfanterie) Frank van Sprang (mit Beförderung zum Generalmajor). Er sammelte Erfahrungen in zahlreichen internationalen Einsätzen u.a. bei UN-Friedenstruppen und als Deputy Director Stability bei der ISAF in Afghanistan.
Neuer Kommandeur der Marineinfanterie und Chef der Operationsabteilung im Marinestab wird Oberst (Marineinfanterie) Jeff Mac Mootry (mit Beförderung zum Brigadegeneral). Auch in dessen Laufbahn finden sich mehrere Auslandseinsätze, u.a. in Kambodscha, Haiti und Bosnien-Herzegowina.
Wie in den Niederlanden üblich, erfolgen die Dienstpostenwechsel fließend, d.h. die „Neuen“ treten ihr Amt jeweils etwa zwei Wochen vor dem Ausscheiden der „Alten“ an und haben damit ausreichend Zeit für eine Einweisung in ihre neue Tätigkeiten und Verantwortlichkeiten. So übernimmt BrigGen Mac Mootry sein neues Amt am 25. August und arbeitet dann noch zwei Wochen zusammen mit Generalmajor van Sprang. Dieser löst Vizeadmiral Rob Kramer am 11. September ab, der dann wiederum am 22. September formell sein Amt als neuer Marinechef antritt.
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USA
Das Vorhaben zur Beschaffung eines neuen kleinen Kampfschiffes (Small Surface Combatant – SSC) hat mit dem Beginn der offiziellen Ausschreibung einen entscheidenden Schritt getan – und es hat sich deutlich gewandelt.
Der im Juli herausgegebene Request for Information (RfI) macht klar, dass die US Navy inzwischen großen Bedarf an „richtigen“ Fregatten erkennt und sich nicht mehr – wie zunächst geplant – auf eine etwas vergrößerte Designvariante eines der beiden Littoral Combat Ship-Designs fokussiert. Gefragt ist eine kampfkräftige Mehrzweck-FK-Fregatte, die ihr primäres Operationsgebiet auf Hoher See in ozeanischen Gewässern findet: integriert in Carrier Strike Groups (mit denen sie Schritt halten können muss) oder andere Überwasserverbände, aber auch als Einzelschiff – und dies durchsetzungsfähig und in einem Umfeld hoher Bedrohung.
Neben „typischen Fregattenaufgaben“ sollen die Neubauten aber auch „lower-level missions“ in z.B. Maritime Security Operations durchführen, bei denen nicht unbedingt ein Millarden Dollar teures, großes Kriegsschiff gefragt ist. Zu den im RfI geforderten Fähigkeiten gehören Seeziel-Bekämpfung „over-the-horizon“, U‑Jagd, Konvoy-/Verbandssicherung, Nahbereichsabwehr auch gegen Schwarmangriffe kleiner Boote. Als Bewaffnung nennt der RfI Seeziel-FK großer Reichweite, Vertikalstartsysteme für Flugabwehr-FK ESSM (ggf. auch Standard Missile SM‑2/SM‑3), ein 57-mm-Geschütz und ein Nahbereichs-Flugabwehrsystem SeaRAM. Tiefenvariables-/Schleppsonar und Bordhubschrauber sollen effektive U‑Jagd, eine Drohne MQ-8C Firescout weiträumige Seegebietsaufklärung ermöglichen. Zur Ausrüstung soll eine Variante des Gefechtsführungssystems Aegis samt Fixed Phased-Array Radar gehören; Datenverbund soll Fähigkeit zu Cooperative Engagement Capability gewährleisten.
Bei solch breitem Fähigkeits- und Ausrüstungsspektrum kann nicht überraschen, dass das frühere Small Surface Combatant Vorhaben nun offiziell unter der Bezeichnung FFG(X) fortgeführt wird. Die Hersteller der Littoral Combat Ships — Austal und Lockheed-Martin – werden sicher eine vergrößerte Variante ihrer INDEPENDENCE- bzw. FREEDOM-Klasse anbieten, aber grundsätzlich richtet sich die Ausschreibung an jeden auch ausländischen Anbieter. Absolute Priorität hat die Minimierung von Kosten und technologischen Risiken durch Rückgriff auf ein bestehendes Basisdesign und bewährte Systeme; revolutionäre neue Technologien sind nicht gefragt. Die Planung sieht zunächst 20 Fregatten FFG(X), von denen die erste 2020 bestellt werden soll. Eine zweite soll dann 2021 in Auftrag gegeben werden; danach wird dann eine Baurate von jährlich zwei Schiffen angestrebt.