Update Piraterie — Stand 6. Mai 2012

In großen Teilen des Indiks, vor allem im südlichen Ara­bis­chen Meer und im Soma­li­abeck­en, wird das Wet­ter wieder schlechter, und Wind­stärke 6–7 und bis zu 3 m hohe Wellen erschw­eren hier den soma­lis­chen Pirat­en Aus­set­zen und Ein­sätze ihrer kleinen Skiffs zu Über­fällen.

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Bedro­hungskarte (Quelle: gcaptain.com)

Die neben­ste­hende Karte verdeut­licht das derzeit­ige von Pirat­en aus­ge­hende Risiko. Große Gebi­ete sind derzeit als prak­tisch risikofrei (grün) markiert. 

Obwohl das NATO Ship­ping Cen­tre die Anwe­sen­heit mehrerer Piraten­mut­ter­schiffe im Soma­li­abeck­en und östlich von Soco­tra meldet, gab es in der abge­laufe­nen Woche offen­bar nur einen einzi­gen ver­sucht­en Über­fall. Am 29. April näherten sich in der Meerenge des Bab el Man­deb Pirat­en mit vier Skiffs einem Mas­sen­gut­frachter, aber hohe Geschwindigkeit (20 Kn) sowie die Anwe­sen­heit eines bewaffneten Sicher­heit­steams ver­hin­derten die Kaperung. 

Eine Schiff­sent­führung wird dage­gen im Golf von Guinea (West­afri­ka) gemeldet. Hier kaperten Pirat­en am 1. Mai den vor Lome (Togo) vor Anker liegen­den, mit Ben­zin belade­nen Pro­duk­ten­tanker BW RHINE (Flagge: Sin­ga­pur, 24 Mann Besatzung). Dass zahlre­iche andere Schiffe in unmit­tel­bar­er Nähe lagen und die Reede sog­ar regelmäßig von Sicher­heit­skräften patrouil­liert wird, störte die Ver­brech­er nicht. Sie zwan­gen die Besatzung, den Anker zu licht­en und den Tanker in ein Ver­steck im Nigerdelta zu steuern. 

Von Beginn an gab es kaum Zweifel, dass die Pirat­en es lediglich auf die wertvolle Ladung abge­se­hen hat­ten. Schiff­sent­führun­gen zur Lösegelder­pres­sung sind in der Region abso­lut unüblich, da Pirat­en dort im Gegen­satz zu Soma­lia über kein „hoheits­freies Sank­tu­ar­i­um“ ver­fü­gen und sich mit einem gekaperten Schiff vor einem Zugriff durch Sicher­heit­skräfte nur wenige Tage ver­steck­en kön­nten. Am 4. Mai wurde der Tanker samt Besatzung denn auch unbeschadet wieder frei gelassen – nach­dem ein Großteil der Ladung abgepumpt wor­den war. 

Kurzmel­dun­gen

  • Ein indis­ches Gericht hat am 2. Mai die Freilas­sung des ital­ienis­chen Frachters ENRICA LEXIE, sein­er Besatzung sowie mehrerer ital­ienis­ch­er Marine­in­fan­ter­is­ten ange­ord­net. Die als Sicher­heit­steam eingeschifften Sol­dat­en wer­den beschuldigt, im Feb­ru­ar vor der indis­chen Süd­west­küste zwei wohl irrtüm­lich für Pirat­en gehal­tene indis­che Fis­ch­er erschossen zu haben. Die Freilas­sung bedeutet keinen Freis­pruch; die Ermit­tlun­gen gehen weit­er. Ital­ienis­che Behör­den sollen aber zugesichert haben, dass Schiff, Besatzung und Sol­dat­en bei Auf­forderung bin­nen fünf Wochen den indis­chen Ermit­tlern /Behörden wieder zur Ver­fü­gung stehen. 
  • Das dänis­che Meerzweckschiff ABSALON (NATO) hat am 3. Mai zwölf soma­lis­che Pirat­en an ihrer Heimatküste abge­set­zt. Bei der Befreiung ein­er gekaperten iranis­chen Dhau waren am 11. April ins­ge­samt 16 soma­lis­che Pirat­en auf der ABSALON in Gewahrsam genom­men wor­den. Nach zähen Ver­hand­lun­gen erk­lärten sich am 28. April lediglich die Sey­chellen bere­it, vier der Män­ner zu übernehmen und vor Gericht zu stellen. Kein anderes regionales Land wollte der ABSALON weit­ere Pirat­en zur Strafver­fol­gung abnehmen. Da die Män­ner nach dänis­chen Geset­zen nicht verurteilt wer­den kön­nen (Ver­brechen außer­halb dänis­chen Hoheits­ge­bi­etes, keine dänis­chen Opfer oder Sach­w­erte), mussten sie nun wieder freige­lassen wer­den. Sie dürften angesichts des erfahre­nen nur sehr gerin­gen per­sön­lichen Risikos schon bald wieder auf Kaper­fahrt gehen. 

Aktuelle Entwick­lun­gen bei Ein­satzkräften

Nach Abset­zen von 12 Pirat­en an der soma­lis­chen Küste (s.o.) hat das dänis­che Mehrzweckschiff ABSALON seinen Ein­satz zur Unter­stützung der NATO-Oper­a­tion „Ocean Shield“ been­det und am 3. Mai die Heim­reise angetreten. 

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ABSALON (Foto: Michael Nitz) 

Die frühere rus­sis­che Ein­satz­gruppe der Paz­i­fik­flotte (Zer­stör­er ADMIRAL TRIBUTS, Tanker PECHENGA und ein Hochsee­bergeschlep­per) hat mit Ein­laufen in Wladi­wos­tok am 2. Mai ihren Ein­satz abgeschlossen. Vor Rück­kehr in den Heimath­afen hat­ten die Schiffe in der ver­gan­genen Woche im Gel­ben Meer vor Qing­dao (Chi­na) noch an einem bilat­eralen Manöver der chi­ne­sis­chen Marine und der rus­sis­chen Paz­i­fik­flotte teilgenom­men. Die neue rus­sis­che Ein­satz­gruppe mit dem Zer­stör­er VIZEADMIRAL KULAKOV (Nord­flotte), dem Flot­ten­tanker IVAN BUBNOV sowie dem Hochsee­bergeschlep­per SORUM MB-304 (bei­de Schwarzmeer­flotte) hat nach Pas­sage des Suezkanals das Rote Meer erre­icht. Vor Weit­er­ver­legung ins Ein­satzge­bi­et im Golf von Aden hat der Zer­stör­er vom 2. – 5. Mai einen Zwis­chen­stopp in Dschid­da (Sau­di Ara­bi­en) eingelegt. 

In Dschid­da lief eben­falls am 2. Mai auch der zur aktuellen chi­ne­sis­chen Ein­satz­gruppe gehörende Zer­stör­er QINGDAO zu Nachver­sorgung und kurz­er Besatzungser­hol­ung ein. 

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