Update Piraterie — Stand 17.Juni 2012

  • Am 5.Juni ließen soma­lis­che Pirat­en den Ende Okto­ber im Golf von Aden gekaperten griechis­chen Pro­duk­ten­tanker LIQUID VELVET frei. Ange­blich soll ein Lösegeld in Höhe von 4 Mio. US-Dol­lar gezahlt wor­den sein. 
  • Es gibt keine Mel­dun­gen neuer ver­suchter oder gar erfol­gre­ich­er Kape­run­gen. Die Ursache dafür ist vor allem der saisonale (Juni bis Sep­tem­ber) Süd­west-Mon­sun, der in den offe­nen Seege­bi­eten von der Ara­bis­chen See bis in das Soma­li­abeck­en und vor der soma­lis­chen Küste bei Wind­stärken sieben bis acht für Wellen­höhen über drei Meter sorgt. Unter solchen Bedin­gun­gen kön­nen die Piraten­mut­ter­schiffe die kleinen Angriffs-Skiffs nicht aus­set­zen, und diese hät­ten ohne­hin auch nur geringe Aus­sicht auf einen erfol­gre­ichen Angriff. Ruhiger ist es im Golf von Aden, aber dort sehen sich die Pirat­en ver­mehrt durch Kriegss­chiffe geschützten Kon­vois gegenüber. Immer mehr Han­delss­chiff­skapitäne suchen auch aktiv die Zusam­me­nar­beit mit NATO und EU Nav­For, melden mit Posi­tion­sangabe und oft auch mit Foto verdächtige Fahrzeuge, die dann (bei gle­ichzeit­iger Her­aus­gabe entsprechen­der Gebi­etswar­nung) schnell­st­möglich aufgek­lärt werden. 
Marineforum -
LIQUID VELVET (Foto: NATO Ship­ping Centre) 
 -
Here you can find more infor­ma­tion about: 

So pos­i­tiv die aktuelle Lage auch ist: sie ist nicht mehr als eine Momen­tauf­nahme, und bei Wet­terbesserung – und sei diese auch nur vorüberge­hend – wer­den die Pirat­en sofort wieder ihre Chance suchen. Auch im dicht patrouil­lierten Golf von Aden wer­den sie nicht untätig bleiben. Von ein­er Lösung bleibt das „Prob­lem Pira­terie“ am Horn von Afri­ka noch weit entfernt. 

Kurzmel­dun­gen

  • Am 1. Juni kaperten west­afrikanis­che Pirat­en vorüberge­hend einen vor Lagos (Nige­ria) auf Reede liegen­den griechis­chen Tanker. Die offen­bar geplante Ent­führung des Schiffes — ver­mut­lich um die Ladung für den Verkauf auf dem Schwarz­markt abzupumpen — scheit­erte jedoch, als die Besatzung sich in einem Schutzraum ver­bar­rikadieren kon­nte und Notrufe sendete. Die Aus­sicht auf ein Gefecht mit der nige­ri­an­is­chen Marine bewog die Pirat­en, schnell wieder das Weite zu suchen.
  • Mau­ri­tius hat mit Großbri­tan­nien ein bilat­erales Abkom­men zur Strafver­fol­gung soma­lis­ch­er Pirat­en geschlossen. Im Indik operierende Ein­heit­en der britis­chen Roy­al Navy kön­nen nun fest­ge­set­zte Pirat­en den Behör­den in Mau­ri­tius überstellen.
  • Ein Paris­er Gericht hat vier wegen der Ent­führung der franzö­sis­chen Luxu­s­jacht PONANT (2008) angeklagte soma­lis­che Pirat­en zu Haft­strafen zwis­chen vier und zehn Jahren verurteilt. Zwei weit­ere Soma­lier wur­den freigesprochen.

Aktuelle Entwick­lun­gen bei Ein­satzkräften

Bei der NATO Anti-Pira­terie Oper­a­tion „Ocean Shield“ hat es einen Wach­wech­sel gegeben. Der in den let­zten Monat­en am Horn von Afri­ka operierende ständi­ge Ein­satzver­band SNMG‑2 hat am 7.Juni die Auf­gaben an die SNMG‑1 übergeben. Zugle­ich wech­selte die Ver­bands­führung vom türkischen RAdm Sinan Tosun auf den nieder­ländis­chen Cdre Ben Bekker­ing. Neues Flag­gschiff wurde die nieder­ländis­che Fre­gat­te EVERTSEN. Die Schiffe der SNMG‑2 sind inzwis­chen ins Mit­telmeer abge­laufen. Schon gut zwei Wochen zuvor hat­te sich das nieder­ländis­che U‑Boot DOLFIJN auf den Heimweg gemacht. Das U‑Boot hat­te mehrere Monate lang mit verdeck­ter Aufk­lärung die SNMG‑2 vor Ort unter­stützt. Am 1. Juni kehrte die DOLFIJN nach Den Helder zurück. 

Marineforum -
Türkische Fre­gat­te GEMLIK (Foto: Michael Nitz) 

Die türkische Fre­gat­te GEMLIK hat sich am 31. Mai in Aksaz auf den Weg in den Golf von Aden gemacht. Das Schiff soll sich für sechs Monate der multi­na­tionalen Ein­satz­gruppe CTF-151 anschließen. Die GEMLIK wird ver­mut­lich auch Flag­gschiff der CTF-151, wenn die türkische Marine von Sep­tem­ber bis Dezem­ber tur­nus­mäßig das Kom­man­do über den Ver­band übernimmt. 

Die por­tugiesis­che Fre­gat­te CORTE REAL kehrte nach mehrmonatiger Unter­stützung der EU Nav­For in Oper­a­tion „Ata­lan­ta“ am 9. Juni nach Liss­abon zurück. 

Im Jan­u­ar hat­ten die am Horn von Afri­ka einge­set­zten Ein­heit­en der Mari­nen Chi­nas, Japans und Indi­ens eine bessere Koor­dinierung ihrer Kon­voigeleits („Escort Con­voy Coor­di­na­tion“) vere­in­bart. Seit­dem hat die recht ungewöhn­liche Koali­tion zwei „Joint Patrol Cycles“ durchge­führt, und die Erfahrun­gen waren offen­bar so pos­i­tiv, dass die Zusam­me­nar­beit nicht nur fort­ge­set­zt wer­den soll, son­dern sich nun auch Süd­ko­rea mit seinen im Golf von Aden einge­set­zten Kriegss­chif­f­en ein­brin­gen will. 

Die japanis­che Marine hat den erwarteten Wach­wech­sel am Horn von Afri­ka vol­l­zo­gen. Während die Zer­stör­er IKAZUCHI und SAWAGIRI nun Kon­vois durch den Golf von Aden geleit­en, haben die seit Ende Feb­ru­ar einge­set­zten Zer­stör­er MURASAME und HARUSAME die Heim­reise ange­treten. Am 14. Juni liefen sie zu einem kurzen Zwis­chen­stopp in Kochi (Indi­en) ein. 

In Koop­er­a­tion mit “Marine­Fo­rum — Zeitschrift für mar­itime Fra­gen

Marineforum

Alle Infor­ma­tio­nen entstam­men frei zugänglichen Quellen.

Team GlobDef

Seit 2001 ist GlobalDefence.net im Internet unterwegs, um mit eigenen Analysen, interessanten Kooperationen und umfassenden Informationen für einen spannenden Überblick der Weltlage zu sorgen. GlobalDefence.net war dabei die erste deutschsprachige Internetseite, die mit dem Schwerpunkt Sicherheitspolitik außerhalb von Hochschulen oder Instituten aufgetreten ist.

Alle Beiträge ansehen von Team GlobDef →